Raumfahrt:Notlandung in der Steppe

Raumfahrt: Beim Start der Sojus-Rakete am Donnerstag hieß es noch: Alle Systeme auf Go. Zwei Minuten später musste die Notlandung eingeleitet werden.

Beim Start der Sojus-Rakete am Donnerstag hieß es noch: Alle Systeme auf Go. Zwei Minuten später musste die Notlandung eingeleitet werden.

(Foto: Dmitri Lovetsky/AP)

An diesem Donnerstag zeigte sich, dass Raumfahrt noch immer keine Selbstverständlichkeit ist. Beim Start zu einem Routineflug mit dem Ziel ISS zündet eine Brennstufe nicht. Die Raumfahrer müssen in Kasachstan notlanden.

Von Christoph von Eichhorn

Es sollte ein Routineflug zur Internationalen Raumstation ISS werden. Ein halbes Jahr sollten der Russe Alexej Owtschinin und der Amerikaner Nick Hague im All bleiben. Doch an diesem Donnerstag ging der Start ihrer Sojus-Rakete schief. Nach technischen Problemen musste die Kapsel mit beiden Männern in der kasachischen Steppe notlanden. Owtschinin und Hague seien unverletzt und wohlauf, teilte das russische Militär mit.

Die Nasa sprach in einer ersten Reaktion von einer "Anomalie" bei der Trägerrakete. Die Rakete vom Typ Sojus-FG war pünktlich um 10.40 Uhr deutscher Zeit vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan abgehoben. Offenbar kam es beim Abstoßen der ersten Brennstufe zu einer Panne, Fernsehbilder ließen kleinere Explosionen an der Hülle der Rakete erkennen. Die Kapsel mit den Raumfahrern sprengte sich daher in 70 Kilometer Höhe ab und flog Richtung Erde zurück. Abgebremst von Fallschirmen landete sie in der gleichen Region, wo auch andere Raumkapseln planmäßig niedergehen, nur in spitzerem Winkel. Rettungsteams erreichten die Landestelle wenig später.

Owtschinin und Hague waren mit dem Ziel ISS gestartet, um dort das Team um Alexander Gerst für ein halbes Jahr zu verstärken. Der Deutsche hatte vor gut einer Woche das Kommando auf der Raumstation übernommen. Die geplante Flugzeit bis zum Andocken in der Erdumlaufbahn hatte sechs Stunden betragen.

Nun sollen bis auf Weiteres keine Raumfahrer mehr abheben. "In einer solchen Situation gibt es vorerst keine weiteren Starts, bis die Ursache endgültig geklärt worden ist", sagte der russische Vize-Regierungschef Jurij Borissow. Die Sicherheit der Raumfahrer müsse gewährleistet sein. Borissow, der auch für die Raumfahrt in seinem Land zuständig ist, nannte den Unfall "unangenehm". Er zeige aber, dass die Notfall- und Rettungssysteme funktionierten.

Der Unfall betrifft auch die Arbeit auf der Raumstation. Alexander Gerst könnte nun länger dort bleiben als geplant. Darüber sei aber noch nicht entschieden, sagte Jan Wörner, der Chef der europäischen Raumfahrtbehörde Esa. "Dafür ist es jetzt zu früh, es hängt ganz wesentlich davon ab, wie schnell man die Ursache findet und für die Zukunft ausschließen kann." Gersts geplante Mission läuft bis Dezember. Falls er länger im All bleiben müsse, wäre dafür alles an Bord vorhanden, sagte Wörner.

Die USA hatten ihr Space-Shuttle-Programm 2011 eingestellt. US-Astronauten gelangen seither nur noch mit russischen Sojus-Raketen zur ISS. Der Vertrag mit Russland läuft im November 2019 aus. Danach sollen Space-X und Boeing die bemannten Raumflüge übernehmen.

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