Raumfahrt:Einsam im All

Wären Satelliten Lebewesen, so hätte diese Geschichte etwas sehr Anrührendes. Zwölf Jahre lang taumelte ein Satellit in der Einsamkeit des Weltraums vor sich hin. Er galt als verschollen. Bis ein Amateur jetzt zufällig die Signale des Satelliten auffing.

Von Patrick Illinger

Wären Satelliten Lebewesen, so hätte diese Geschichte etwas sehr Anrührendes. Zwölf Jahre lang taumelte ein Satellit in der Einsamkeit des Weltraums vor sich hin - und niemand hörte seine Signale. Das Bodenpersonal der Nasa hatte das Gerät im Jahr 2005 verloren geglaubt und die 150 Millionen Euro teure Mission abgeschrieben. Doch Image, so der Name des etwa eine halbe Tonne schweren Satelliten, ist irgendwie aus dem Satellitenkoma erwacht. Und es brauchte nur jemanden, der hinhört.

Das tat vor einigen Tagen ein Amateurastronom namens Scott Tilley. Wobei man sagen muss: Tilley ist ein durchaus versierter Amateur, der in seiner Freizeit Funksignalen von Spionagesatelliten nachjagt. Dieser Tilley war eigentlich auf der Suche nach Lebenszeichen eines Satelliten namens Zuma, eines supermodernen, hochgeheimen Spähers, der am 8. Januar dieses Jahres mit einer Falcon 9-Rakete von Space-X in den Orbit geschossen wurde, dann aber laut offizieller Mitteilung verloren ging. War Zuma vielleicht doch am Leben? Statt eines Trägersignals von Zuma fing Tilley das Gepiepse eines Satelliten mit der Kennung 2000-017A auf. Tilley, wie gesagt kein totaler Laie, fand heraus, dass dies die Kennung des wissenschaftlichen Spähers namens Image war.

Image war einst in den Orbit gebracht worden, um das äußere Magnetfeld der Erde zu vermessen, das als Schutzschild vor den Partikelwinden der Sonne dient. Und Tilleys Entdeckung zeigte: Image war keineswegs ein Totalausfall. Nachdem die einst an der Mission beteiligten Wissenschaftler davon erfuhren, war die Aufregung groß. Ihr Baby war am Leben! Nun wollen sie herausfinden, ob vielleicht einige der Instrumente an Bord noch funktionieren und man die Messungen des Erdmagnetfelds wieder aufnehmen kann.

Image sei von unschätzbarem Wert, um das aktuelle Weltraumwetter, also den Strom geladener Partikel des Sonnenwindes, zu bestimmen, zitiert ein Blogger der Zeitschrift Science einen Nasa-Experten für Plasmaphysik. Die Veteranen der Mission versuchen nun, mit Radioantennen den Kontakt zum Satelliten wiederherzustellen. Die kosmische Einsamkeit des Spähers könnte somit ihr Ende finden.

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