Raumfahrt:Deutschlands Streben nach dem Mond

Raumfahrt-Koordinator Peter Hintze prescht vor - und empfiehlt eine unbemannte Mondmission bis 2015. Doch das wäre teuer.

M. Bauchmüller und A. Stirn

Deutschland soll nach Plänen des Bundeswirtschaftsministeriums wieder in großem Stil in die Raumfahrt einsteigen. Das geht aus dem jüngsten Bericht von Wirtschafts-Staatssekretär Peter Hintze (CDU) hervor. Er ist der Koordinator der Bundesregierung für die Luft- und Raumfahrt.

Raumfahrt: Die Computersimulation eines Mondlandefahrzeugs, wie es Deutschland bis 2015 ins All schießen könnte.

Die Computersimulation eines Mondlandefahrzeugs, wie es Deutschland bis 2015 ins All schießen könnte.

(Foto: Foto: AP)

"Alle großen Raumfahrtnationen planen derzeit robotische oder astronautische Missionen ins Sonnensystem", heißt es in dem Bericht, der am Mittwoch das Bundeskabinett passierte. Deshalb solle auch Deutschland eine "nationale Mondmission" in Angriff nehmen, wirbt Hintze.

Schon im Jahr 2015 könnte demnach ein unbemanntes deutsches Weltraum-Fahrzeug auf dem Mond landen. Ob es in der Lage sei, ähnlich der Apollo-Mission von 1969 eine Flagge zu hissen, ließ Hintze zunächst offen. Entscheidend sei vielmehr, den technologischen Anschluss nicht zu verlieren.

"Wissen kann man konservieren"

"Wissen kann man konservieren", sagte Hintze in Berlin, "Können aber nicht." Auch sei durchaus denkbar, dass der Mond dereinst zum Ausgangspunkt weiterer Weltraum-Missionen werde, etwa zum Mars. Dafür müsse sich Deutschland wappnen.

Zu tun gäbe es einiges. Nach Hintzes Vorstellung hätte die Mission drei Etappen, sie enthielte einen eigenen Satelliten für die Kommunikation, ein automatisiertes Landesystem für das Weltraumgefährt und schließlich einen Forschungsroboter, der sich entweder rollend oder krabbelnd über den Mond bewegen könnte.

Insgesamt 1,5 Milliarden Euro werde dies alles kosten, so Hintze. Und sollte das der Bundesregierung zu teuer sein, ließen sich einzelne Teile des Vorhabens auch an Partnerstaaten vergeben, etwa Frankreich.

Bereits im vergangenen Jahr war Hintze mit den Plänen einer deutschen Mondmission vorgeprescht, wurde damals aber vom Bundeskabinett gestoppt. LEO, so der Name der unbemannten Sonde, sollte vier Jahre lang den Mond im Tiefflug kartieren.

Die gesamte Mission hätte rund 350 Millionen Euro gekostet, erste Raten waren bereits im Haushalt des Wirtschaftsministeriums eingeplant. Bei den abschließenden Haushaltsberatungen der Bundesregierung konnte sich Hintze allerdings nicht durchsetzen. LEO wurde gestrichen - zum Entsetzen der deutschen Mondforscher, die schon mit Vorbereitungen begonnen hatten.

Gesellschaft am Mond

Beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), wo trotz des LEO-Stopps weiter an Technologien für eine Mondmission geforscht wird, gibt man sich angesichts des neuen Vorstoßes daher auch vorsichtig optimistisch. Die Voraussetzungen und die "robotischen Kompetenzen" für eine Landung auf den Mond seien in Deutschland zweifelsohne vorhanden, sagte DLR-Chef Johann-Dietrich Wörner.

Auch das Interesse der Forscher sei 40 Jahre nach der ersten bemannten Mondlandung noch immer groß. "Der Mond ist für uns wissenschaftlich hochinteressant, da er zahlreiche Geheimnisse birgt", so Wörner.

Oberfläche des Mondes kaum verändert

Höchstwahrscheinlich ist der Mond durch die Kollision eines marsgroßen Himmelskörpers mit der sehr jungen Erde entstanden. Im Gegensatz zur Erde hat sich die Oberfläche des Mondes aber über Milliarden von Jahren kaum verändert. "Der Mond ist wie das Archiv der Erde", sagt Wörner.

Überlegungen, ihn dereinst sogar als Weltraumhafen für die weitere Erkundung des Sonnensystems zu benutzen, sind für den DLR-Chef dagegen unrealistisch. Eine solche Mission werde von der Erdumlaufbahn aus gestartet, nicht vom Mond aus.

Sollte Deutschland im Jahr 2015 den Mond erreichen, wäre es nicht allein. Schon heute umkreisen Sonden aus China, Japan, Indien und den USA den Trabanten. Inder, Amerikaner, aber auch die Russen planen weitere Projekte. Allerdings sollen all diese Sonden nur den Mond umkreisen oder gezielt auf ihm zerschellen.

Eine kontrollierte Landung ist bisher lediglich einigen sowjetischen und amerikanischen Sonden gelungen - und auch das nur vor geraumer Zeit: Zuletzt setzte im August 1976 ein Raumfahrzeug sicher auf dem Mond auf.

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