Süddeutsche Zeitung

Raumfahrt:China hinterlässt erste Spuren im Mondstaub

China jubelt über den Erfolg seiner ersten Mondmission. Nach der sicheren Landung der Sonde "Chang'e 3" erkundet nun der "Jadehase" die Mondoberfläche. Das nächste Ziel der Chinesen ist noch ehrgeiziger.

Was bisher nur den Amerikanern und Russen gelungen ist, haben nun auch die Chinesen geschafft: Das chinesische Raumschiff "Chang'e 3" ist auf dem Mond gelandet - in der "Bucht der Regenbogen". Im Kontrollzentrum in Peking brach spontaner Jubel aus. Inzwischen rollt auch der Erkundungsrover "Jadehase" (Yutu") über die Oberfläche.

Vor 37 Jahren war zuletzt die sowjetische Sonde "Luna 24" auf dem Mond gelandet. Anders als frühere Mondfähren der USA und der Sowjetunion kann das Raumschiff rund 100 Meter über der Mondoberfläche schweben, um den geeigneten Landeplatz auszusuchen und Hindernissen auszuweichen. In der elfminütigen Schlussphase steuerte sich die unbemannte Sonde selbst, wie das Staatsfernsehen berichtete. Schon nach acht Minuten sendete "Chang'e 3" die ersten Fotos vom Mond.

Anschließend klappte das Erkundungsfahrzeug "Jadehase" erfolgreich seine Sonnensegel aus, bevor es die Rampen vom Raumschiff herabfuhr. Auf seiner Fahrt hinterließ der Rover eine tiefe Spur im Mondstaub - jedenfalls auf den Bildern, die das chinesische Staatsfernsehen verbreitete.

Der "Jadehase" soll mit einem Tempo von bis zu 200 Metern pro Stunde über den Mond rollen und Steigungen von bis zu 30 Prozent bewältigen. Batteriebetriebene Heizsysteme helfen, die enormen Temperaturschwankungen von rund 300 Grad auf dem Mond zu bewältigen. Gut drei Monate lang soll der "Jadehase" über die Mondoberfläche fahren und unter anderem nach Bodenschätzen suchen. Eine Rückkehr mit Gesteinsproben zur Erde ist erst für die nächsten Mondflüge bis 2017 geplant.

Der Name "Jadehase" geht zurück auf ein weißes Kaninchen aus der chinesischen Mythologie, das als Haustier der Mondgöttin Chang'e auf dem Mond lebt. Der Name war in einer Internet-Befragung ausgewählt worden, an der 3,4 Millionen Menschen teilnahmen.

Die Landung des Mondfahrzeugs ist der nächste Schritt des ehrgeizigen chinesischen Raumfahrtprogramms, das bis 2020 den Aufbau einer dauerhaften Weltraumstation vorsieht. Die ersten beiden chinesischen Mondsonden "Chang'e-1" und "Chang'e-2" waren 2007 und 2010 zunächst nur in die Umlaufbahn des Erdtrabanten geschickt worden.

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping wird am Sonntagabend im Kontrollzentrum in Peking erwartet, um bei der Veröffentlichung des Bildes zugegen zu sein und den Erfolg der kompletten Mondmission verkünden zu können. Die europäische Raumfahrtagentur Esa unterstützt den unbemannten Mondflug mit Kommunikation und genauen Positionsbestimmungen.

Das ehrgeizigste Vorhaben der chinesischen Raumfahrt ist die Entsendung eines Taikonauten, wie Astronauten in China genannt werden, zum Mond. Ein Zieldatum dafür gibt es noch nicht.

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sz.de/dpa/AFP/mest/ebri/kfu
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