Raumfahrt:Atlantis macht Weg für Satelliten-Abschuss frei

Lesezeit: 2 min

Kaum ist die Raumfähre Atlantis sicher gelandet, läuft in den USA der Countdown zum Abschuss eines defekten Spionagesatelliten.

Die US-Raumfähre Atlantis mit dem deutschen Astronauten Hans Schlegel an Bord ist nach knapp zwei Wochen im All sicher am Kennedy-Raumfahrtzentrum in Florida gelandet. Das Shuttle setzte am Mittwoch um 15.07 Uhr MEZ auf der Landebahn in Cape Canaveral auf.

Bei der Landung der Atlantis war Eile geboten. (Foto: Foto: AP)

Damit läuft der Abschuss-Countdown: Die USA halten trozt Kritik aus Russland und China an ihrem Plan fest, einen außer Kontrolle geratenen Spionagesatelliten abzuschießen.

Es wurde zunächst erwartet, dass am frühen Donnerstagmorgen MEZ eine Rakete von einem Kriegsschiff im Nordpazifik abgefeuert wird, um den künstlichen Himmelskörper vor Eintritt in die Erdatmosphäre zu zerstören. Für diesen Zeitraum waren Warnungen an die Schiff-und Luftfahrt herausgegeben worden, sich dem betreffenden Seegebiet fernzuhalten.

Allerdings wurde eine Verschiebung der Aktion wegen schlechten Wetters um bis zu 24 Stunden zunehmend wahrscheinlich. Wie US-Medien unter Berufung auf das Pentagon berichteten, stellte hoher Wellengang im nordpazifischen Abschussgebiet bei Hawaii die Treffsicherheit der von einem Kriegsschiff abzufeuernden Rakete infrage.

Das US-Militär hat die Abschusspläne damit begründet, dass sich an Bord des nicht steuerfähigen Satelliten ein Tank mit einer halben Tonne des giftigen Raketentreibstoffs Hydrazin befindet, der beim Aufschlag auf die Erde eine Gefahr für Leben und Gesundheit von Menschen darstellen könnte. Den US-Angaben zufolge würde der Satellit ohne Abschuss vermutlich am 6. März in die Erdatmosphäre eintreten.

Pentagon verbittet sich Vergleiche mit China

China und Russland hatten auf die vor einer Woche bekannt gewordenen Pläne mit teils scharfer Kritik reagiert. Moskau äußerte den Verdacht, die USA wollten in Wahrheit die Wirksamkeit ihres Abwehrsystems gegen ballistische Raketen als Anti-Satelliten-Waffe testen.

Peking forderte Washington auf, seine internationalen Verpflichtungen zu erfüllen und jede Gefahr für die Sicherheit im Weltraum und Schaden für andere Länder zu vermeiden. China hatte selbst vor einem Jahr mit einer Rakete vom Boden aus einen eigenen, ausgedienten Wettersatelliten abgeschossen und damit international Besorgnis über ein neues Wettrüsten im All ausgelöst. Die USA hatten damals gegen den chinesischen Abschuss protestiert und vor einer Militarisierung des Weltraums gewarnt.

Das Pentagon wies alle Vergleiche des aktuellen Vorhabens mit dem Schritt Chinas entschieden zurück. Im amerikanischen Fall gehe es ohne Frage um den Schutz der Zivilbevölkerung, betonte das Ministerium. Es handele sich um eine "Notfallmaßnahme". Das Pentagon verwies weiter darauf, dass beim Abschuss des chinesischen Satelliten mehr als tausend Teile Weltraummüll entstanden seien, die nun mit hoher Geschwindigkeit die Erde umkreisten und im Fall einer Kollision mit Raumfahrzeugen wie Sonden schwere Schäden anrichten könnten.

Nach Angaben des US-Militärs wird die Marine versuchen, den Tank mit der Rakete zu treffen. Da der Abschuss in der Nähe der Erdatmosphäre erfolgen soll, würde der größte Teil des Satellitenwracks wenig später verglühen. Für den Fall eines Fehlschusses stehen nach Medienberichten zwei weitere Kriegsschiffe mit Raketen bereit.

Ein genauer Termin für den Abschussversuch wurde am Mittwoch nicht genannt. Das US-Ministerium hatte jedoch zuvor klargemacht, dass erst die Heimkehr der Raumfähre Atlantis von einer Reise zur Internationalen Raumstation ISS abgewartet werden solle.

Die Atlantis-Besatzung hatte auf ihrem Flug das europäische Forschungslabor Columbus ins All gebracht und an die Internationale Raumstation ISS montiert.

Dazu hatten die Astronauten drei Außeneinsätze unternommen. An einem Ausstieg hatte auch der deutsche Astronaut Schlegel teilgenommen. Auf einen zuvor geplanten "Weltraumspaziergang" hatte der 56-Jährige dagegen wegen gesundheitlicher Probleme verzichten müssen.

Das Weltraumlabor Columbus ist der wichtigste Beitrag der Europäer zur Internationalen Raumstation. In ihm sollen zehn Jahre lang Versuche mit Mikroorganismen, kleinen Pflanzen und wirbellosen Tieren in der Schwerelosigkeit vorgenommen werden. Bereits im März soll ein japanisches Labor an der ISS andocken.

© Reuters/dpa/beu/mah - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: