Raumfahrt:Mehr Obst im Weltraum

Raumfahrt: In diesem Zustand ist das mäßig appetitlich, aber am Ende wird daraus Shrimpscocktail mit Butternut-Kürbis und Rotkohl, bereit zum Verzehr auf der Internationalen Raumstation.

In diesem Zustand ist das mäßig appetitlich, aber am Ende wird daraus Shrimpscocktail mit Butternut-Kürbis und Rotkohl, bereit zum Verzehr auf der Internationalen Raumstation.

(Foto: Nasa)

Astronauten lutschen ihre Nahrung schon lange nicht mehr als Paste aus Tuben. Doch was die Nasa nun testet, könnte gesünder sein.

Längere Aufenthalte im All stellen für den Körper eine immense Herausforderung dar: Ohne Schwerkraft schwinden Muskelmasse und Knochendichte, dazu kommt kosmische Strahlung. Gerade bei Langzeitmissionen könnten Astronauten deshalb von einer an Obst, Gemüse und Fisch reichen Kost profitieren, berichten Ernährungswissenschaftler der US-Raumfahrtbehörde Nasa in der Zeitschrift Scientific Reports. Eine derartige Ernährung könnte demnach nicht nur gesundheitliche Risiken im All mildern, sondern Raumfahrer auch leistungsfähiger machen.

Die Astronauten der ersten bemannten Missionen brauchten noch einen ziemlich anspruchslosen Magen: Juri Gagarin, Neil Armstrong und ihre Nachfolger quetschten ihre Mahlzeiten aus Tuben. Abwechslung brachten gefriergetrocknete Snacks. Heute dagegen kann etwa die Besatzung der Internationalen Raumstation ISS aus einer Reihe von dehydrierten und vakuumverpackten Mahlzeiten wählen. Zu besonderen Anlässen werden Bonusessen zur Station geschickt. Die Cargo-Resupply-Mission am 27. November 2022 zum Beispiel brachte laut Nasa haltbaren Lachs, Entenbrust-Confit und verschiedene süße Nachspeisen zur Station, damit sich die Raumfahrer an Weihnachten etwas Besonderes gönnen können. Hinzu kam eine Anleitung, wie aus dem vorhandenen Standardessen ein Weihnachtsmenü zusammengestellt werden kann.

Schwerelosigkeit schlägt auf den Appetit

Trotzdem sehen Wissenschaftler um Nasa-Ernährungsmedizinerin Grace Douglas noch erhebliches Verbesserungspotenzial - vor allem mit Blick auf die Gesundheit. Das Team hatte im Johnson Space Center in Houston das Leben von zehn Männern und sechs Frauen unter Weltraumbedingungen simuliert: Sie lebten in Vierer-Gruppen jeweils 45 Tage im sogenannten Human Exploration Research Analog (HERA). Dabei erhielten sie entweder die Standardkost der Astronauten auf der ISS oder ein Menü mit mehr Portionen, täglich sechs Einheiten Obst und Gemüse in größerer Vielfalt sowie zwei bis drei Mal pro Woche Fisch und andere Quellen für Omega-3-Fettsäuren. Bei allen Lebensmitteln wurde darauf geachtet, dass sie wenig Platz brauchten sowie leicht und lange haltbar waren.

Während der Studie gaben die Teilnehmer Speichel-, Urin-, Blut- und Stuhlproben ab und absolvierten kognitive Tests. In diesen waren die Männer und Frauen mit dem erweiterten Speiseplan schneller, aufmerksamer und akkurater. Zudem war ihr Cholesterinspiegel niedriger, ebenso die Konzentrationen des Stresshormons Cortisol im Blut. Die Ernährungswissenschaftler stellten ferner fest, dass sie bei erweiterter Kost auch ein stabileres Mikrobiom im Darm aufwiesen. All diese Vorteile könnten unter realen Weltraumbedingungen noch ausgeprägter sein, vermuten die Autoren. Denkbar sei etwa, dass sich die Immunabwehr verbessere. Hier seien allerdings weitere Untersuchungen nötig.

Keine Unterschiede zeigten sich indes bei der Kalorienaufnahme: Alle Probanden nahmen ungefähr ein Fünftel weniger Kalorien auf, als ihr Energiebedarf eigentlich diktieren würde, und verloren entsprechend Gewicht. Dieses Phänomen ist von realen Missionen bekannt und hängt unter anderem damit zusammen, dass Schwerelosigkeit auf den Appetit schlägt.

Immerhin hätten beide Gruppen ungefähr gleich viel gegessen, schreiben die Autoren: "Das deutet darauf hin, dass der höhere Anteil an Gemüse, Obst und Fisch in der verbesserten Ernährung ebenso akzeptabel war wie die Standardnahrung, die im Gegensatz dazu mehr energiereiche Desserts, Snacks und stärkehaltige Beilagen enthielt." Ob es den Testpersonen auch geschmeckt hat, fragten die Forscher nicht.

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