Quecksilber wird geächtet:Ein Gift soll weichen

Quecksilber wird geächtet

Ein Kind zeigt seine Hände in einer Goldmine in Burkina Faso (Archivaufnahme von 2009). Mit Henna versuchen die Kinder die Haut zu schützen, die durch das Arbeiten mit Quecksilber stark in Mitleidenschaft gezogen wird.

(Foto: dpa)

Lähmungen, Sprechstörungen und Erblinden: Quecksilber kann verheerende Wirkungen auf den Menschen haben. Bis 2020 soll daher die Produktion von Batterien,Thermometern und Energiesparlampen mit Quecksilber auslaufen. Doch die größten Emissionsquellen werden eher zögerlich angegangen.

Von Christopher Schrader

Die Herstellung von vielen Quecksilber-haltigen Produkten soll 2020 verboten werden. Bei Verhandlungen in Genf haben sich alle 146 teilnehmenden Staaten auf die sogenannte Minamata-Konvention geeinigt, die im Oktober in der namensgebenden japanischen Stadt unterzeichnet werden soll. Dort hatte ein Chemiewerk von den 1930er- bis 1960er-Jahren Abfälle mit hohem Quecksilbergehalt ins Meer gepumpt, sodass sich das Metall in Fischen anreicherte. Ende der 1950er-Jahre fiel Ärzten die Häufung neurologischer Erkrankungen in dem Ort auf, wo schließlich bei einigen Tausend Menschen eine chronische Quecksilber-Vergiftung diagnostiziert wurde: Sie äußerte sich in Schmerzen, Lähmungen, Sprechstörungen und Erblinden.

Über den neuen internationalen Vertrag war auf Initiative von Norwegen und der Schweiz seit vier Jahren verhandelt worden. "Jeder Mensch hat einen Vorteil von den Entscheidungen, die diese Woche in Genf gefällt wurden", sagte Achim Steiner, Leiter des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP). "Das gilt besonders für die Arbeiter in kleinen Golfminen und ihre Familien, die Bewohner der Arktis und diese Generation von Müttern und Babys."

Das inzwischen überall in der Umwelt nachweisbare Schwermetall reichert sich in Lebewesen an, und wird von stillenden Müttern an ihre Kinder weitergegeben. Außerdem nehmen Fische das Gift aus dem Wasser auf, wo sich der Quecksilbergehalt nach Angaben des UNEP in den vergangenen 100 Jahren verdoppelt hat.

Die wichtigsten Quellen für die Emission sind kleine Goldminen, wo das Metall hilft, Gold aus dem Erz zu lösen, und Kohlekraftwerke, weil ihr Brennstoff kleine Anteile Quecksilber enthält. Beide werden vom beschlossenen Text nicht so deutlich angesprochen, wie es Umweltschützer erhofft hatte. Die Minen sind ohnehin kaum kontrolliert, ihre Heimatländer sollen aber nun "Strategien" dafür entwickeln. Und die Betreiber von Kohlekraftwerken müssen nur bei neuen Anlagen entsprechende Filter einsetzen. Die Produktion von Batterien, Schaltern, Thermometern sowie mancher Kosmetika und Energiesparlampen mit Quecksilber soll hingegen 2020 auslaufen.

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