Die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie schützen vor dem Virus, aber sie haben auch negative Folgen, die sich bislang kaum quantifizieren ließen. Nach und nach bringen Studien nun Licht in die dunkle Seite der Quarantäne. So haben Forscherinnen der Technischen Universität (TU) München und des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) am Dienstag repräsentative Daten zur häuslichen Gewalt während der Pandemie vorgestellt. Demnach wurden 3,1 Prozent der Frauen in Deutschland in der Zeit der strengen Kontaktbeschränkungen zu Hause Opfer von Schlägen und anderer körperlicher Gewalt, 3,6 Prozent wurden von ihrem Partner vergewaltigt. In 6,5 Prozent aller Haushalte wurden Kinder gewalttätig bestraft.
Ob das ein Anstieg im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit ist? "Das lässt sich nicht sicher sagen", betont Janina Steiner, Professorin für Global Health an der TU München. Sie hatte gemeinsam mit ihrer RWI-Kollegin Cara Ebert zwischen dem 22. April und dem 8. Mai rund 3 800 Frauen online nach ihren Erfahrungen im vorangegangenen Monat befragt, also der Zeit der strengsten Kontaktbeschränkungen. "Bisherige Studien nach Gewalterfahrungen haben aber längere Zeiträume erforscht, deshalb ist ein Vergleich nicht aussagekräftig", sagt Steiner.
Dennoch zeigen sich die Auswirkungen strenger Quarantäne deutlich: Es berichteten mehr Frauen von Gewalterfahrungen, wenn für sie nicht nur Kontaktbeschränkungen galten, sondern eine echte Quarantäne. Hier gaben 7,5 Prozent der Frauen körperliche Gewalt gegen sich selbst an, 10,5 Prozent berichteten von Gewalt gegen Kinder. Größer wurde das Risiko ebenfalls durch akute finanzielle Sorgen in der Familie, wenn einer der Partner unter einer Depression oder Angststörung litt und wenn Kinder unter 10 Jahren im Haushalt lebten.