Psychologie:Wir hören lieber auf gute Nachrichten

Warnungen vor schlimmen Folgen unseres Verhaltens führen kaum dazu, dass wir uns ändern. Offenbar blenden wir unangenehme Informationen einfach aus. Gute Nachrichten dagegen können die Lebensweise von Menschen beeinflussen.

Von Sebastian Herrmann

Lungenkrebs. Herzinfarkt. Impotenz. Runzlige Haut. Vor diesen und noch viel mehr hässlichen Wirkungen des Rauchens wird auf Zigarettenschachteln gewarnt.

Also, warum fangen trotzdem so viele Menschen mit dem Rauchen an? Ein Grund scheint zu sein, dass Menschen unangenehme Informationen weitgehend ausblenden und Warnungen deshalb kaum dazu geeignet sind, um Verhalten zu verändern.

Das trifft besonders auf Jugendliche zu: Wie Wissenschaftler um Christina Moutsiana vom University College London berichten, besteht ein Zusammenhang zwischen dem Lebensalter und der Fähigkeit, Einstellungen im Lichte negativer Informationen zu revidieren (PNAS, online).

Wenn Warnungen vor Impotenz und Krebs nicht fruchten, was wirkt dann? Moutsiana empfiehlt, zur Tabakprävention auf die positiven Folgen der Abstinenz hinzuweisen: Der Nichtraucher spart eine Menge Geld, hat eine schönere Haut und so weiter.

Die Forscher baten ihre Probanden, ihr persönliches Risiko für verschiedene Schicksalsschläge einzuschätzen, etwa für einen Autounfall, dass bei ihnen zu Hause eingebrochen wird und andere unerwünschte Begebenheiten. Anschließend wurden den Probanden, die zwischen neun und 26 Jahre alt waren, die Zahlen zu ihrem tatsächlichen Risiko vorgelegt. Nun konnten sie ihre Schätzung anpassen.

Auf die schlechte Nachricht, dass ihr persönliches Risiko deutlich über ihrer Schätzung liegt, reagierten viele bockig: Sie passten ihr Schätzung gar nicht oder kaum an. Je jünger die Probanden waren, desto deutlicher zeigte sich die Tendenz.

Hatten die Teilnehmer hingegen ihr Risiko überschätzt und erhielten die frohe Kunde, dass alles weniger wild sei, passten die meisten ihre Schätzungen an. Das galt unabhängig vom Alter der Probanden. Mit positiven Informationen geht der Mensch eben ganz anders um: Er nimmt sie ernst; besonders, wenn sie ins eigene Weltbild passen.

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