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Psychologie:Eifersüchtige Partner kleiden sich gerne schrill

Was tun, wenn der Partner auf der Party mit dem Erzfeind flirtet? Ignorieren, prügeln, umarmen? Eine Studie zeigt: Viele gehen lieber extravagante Dinge shoppen.

Von Christian Weber

Wenn der Partner oder Lebensgefährte allzu sehr mit einer fremden gegengeschlechtlichen Person flirtet, bietet das menschliche Verhaltensrepertoire diverse Strategien an, um etwaig aufkeimender Eifersucht zu begegnen: ignorieren (schaffen wenige), Faustschläge gegen das Kinn des Nebenbuhlers (gesellschaftlich immer weniger akzeptiert), heftige Umarmungen, um die Besitzansprüche zu markieren (wirkt etwas uncool).

Über eine weitere Möglichkeit berichten jetzt Forscher um die Marketing-Expertin Xun Huang von der Nanyang Technological University in Singapur: Sie beobachteten in ihren Studien, dass eifersüchtige Menschen dazu neigen, schrille Dinge zu shoppen: Handtaschen mit übergroßem Logo, Mäntel in grellen Farben, exzentrisch auffallende Sonnenbrillen (Journal of Consumer Psychology).

"Wir glauben nicht, dass sich dieser Effekt auf Eifersucht in Liebesbeziehungen beschränkt"

Die Logik dahinter sei klar, versichern die Wissenschaftler: Jemand, der eifersüchtig ist, leidet unter fehlender Aufmerksamkeit. Durch grelle Signale hoffe er, mehr oder weniger bewusst, wieder beachtet zu werden - vom Partner, aber insbesondere auch von der allgemeinen Umgebung. So waren unter Eifersucht leidende Studienteilnehmer eher willens, prunkende, goldfarbene Schreibtischlampen zu kaufen, wenn diese im Büro aufgestellt werden sollten. Im heimischen Schlafzimmer gaben sie sich auch mit grauen Modellen zufrieden.

"Wir glauben nicht, dass sich dieser Effekt auf Eifersucht in Liebesbeziehungen beschränkt", sagt Huang. "Kinder können auf ihre Geschwister eifersüchtig sein, Angestellte auf die besonders enge Beziehung von Kollegen zum gemeinsamen Chef." Da die Studienautoren aus dem Marketing kommen, haben sie auch über die Anwendung ihrer Erkenntnisse in der Werbung nachgedacht. Sie schlagen unter anderem vor, Spots für aufmerksamkeitsheischende Produkte in Sitcoms zu schalten, in denen es um Eifersucht geht.

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Quelle:
SZ vom 17.01.2017/fehu
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