Süddeutsche Zeitung

Psychologie:Wer langsam antwortet, macht sich der Lüge verdächtig

Wer zu spät auf eine Frage reagiert, büßt einer Studie zufolge an Glaubwürdigkeit ein. Schon ein Zögern von zwei Sekunden lässt Beobachter an der Ehrlichkeit zweifeln.

Menschen, die auf Fragen vergleichsweise langsam antworten, werden von ihrem Umfeld eher als Lügner wahrgenommen. Das legt zumindest eine französische Studie nahe, deren Ergebnisse im Journal of Personality and Social Psychology veröffentlicht wurden. Demnach beeinflusst die Länge des Zögerns, wie aufrichtig eine Antwort erscheint - ein Phänomen, das den Forschern zufolge ernstzunehmende Folgen für Verhöre oder Gerichtsverhandlungen haben kann.

"Die Bewertung der Aufrichtigkeit anderer Menschen ist ein allgegenwärtiger und wichtiger Teil sozialer Interaktionen", erklärt Hauptautor und Psychologe Ignazio Ziano von der Grenoble École de Management. "Unsere Forschung zeigt, dass die Reaktionsgeschwindigkeit ein wichtiger Anhaltspunkt ist, auf den Menschen ihre Rückschlüsse für die Aufrichtigkeit stützen."

Ziano und der Psychologe Deming Wang von der James-Cook-Universität Singapur führten eine Serie von Experimenten mit mehr als 7500 Teilnehmern durch. Die Probanden hörten beispielsweise Audioaufnahmen oder sahen Videos, in denen eine Person auf eine simple Frage antwortete - etwa, ob sie den Kuchen eines Freundes mochte, oder, ob sie Geld von der Arbeit gestohlen hatte. Dabei variierten die Reaktionszeiten der Antwortenden. In allen Experimenten wurden verzögerte Antworten durchweg als weniger aufrichtig eingeschätzt. Dabei reichte schon eine Pause von zwei Sekunden, damit eine Antwort als weniger ehrlich wahrgenommen wurde.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5207825
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/dpa/beu
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.