Auf der Suche nach dem Glück lohnt sich ein Blick in den Kühlschrank. Neulich nämlich wartete es dort, abgefüllt in einem Glas. Praktischerweise stand darauf auch, woraus es besteht, dieses Glück, das sonst so schwer zu erhaschen ist: aus Himbeeren. Wem das nicht schmeckt, der kann Glück auch aus Kirschen, Erdbeeren, Aprikosen, Rhabarber oder Johannisbeeren konsumieren. Ja, es handelt sich um Marmelade, die unter der übergroßen Ansage "Glück" vermarktet wird. Glück lässt sich aber auch trinken, als "Glücks Tee" zum Beispiel, so etwas wie der spätkapitalistische Bio-Markt-Nachfahre des guten, alten Glückskekses. Überhaupt drängelt sich das Glück als Begriff, als Marke, als Hashtag und Versprechen penetrant in den Vordergrund. Im Netz werben Glückscoaches für Glückscoachings, eine längst unübersichtliche Zahl von Büchern trägt das Wort "Glück" im Titel, und wer wandert, versieht seine Bilder bei Instagram am besten mit dem Hashtag #wanderglück.
Psychologie:Wer sucht, der wird nie finden
Eilen wir dem Glück bewusst nach, dann entwischt es uns oft erst recht. Über ein seltsames Paradox dieser so gefühligen Gegenwart.
Von Sebastian Herrmann, München
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