Der Volksmund hat zwar meistens recht, manchmal zieht er sich aber auch billig aus der Affäre. Um die Launen der Partnerwahl zu beschreiben, gibt es beispielsweise die ganze Spannweite der Optionen: Gleich und gleich gesellt sich gern - aber eben auch: Gegensätze ziehen sich an. Psychologen aus den USA zeigen nun im Fachmagazin Journal of Personality and Social Psychology ( online) vom heutigen Mittwoch, dass die meisten Menschen für Freundschaften wie in der Partnerschaft Gleichgesinnte suchen.
Das Team um Angela Bahns vom Wellesley College in Massachusetts hatte in verschiedenen Versuchen untersucht, wer sich mit wem anfreundet. Dabei zeigte sich ein erstaunliches Maß an Übereinstimmung der Interessen und Einstellungen - insgesamt zu 86 Prozent. Wer ähnliche Werte und Prinzipien hatte, wurde bevorzugt. "Man muss sich nur zwei fremde Menschen vorstellen, die sich im Flugzeug begegnen oder beim Blind Date", sagt Christian Crandall von der University of Kansas, der ebenfalls an der Studie beteiligt war. "Geht jeder seiner Wege, oder nehmen die beiden Kontakt auf? Wie ähnlich man sich ist und wie vertraut einem der andere vorkommt, spielt eine entscheidende Rolle dafür, ob man eine Verbindung eingeht und hält."
Auch in längeren Beziehungen bleiben die Partner häufig bei ihren Macken
Schließlich wollen sich Menschen in der Gesellschaft ihres Partners wohlfühlen und nicht ständig Konflikte und Dissonanzen bewältigen müssen. Sie suchen Bekanntes, denn das schafft Nähe und Vertrauen. Ähnliches gilt offenbar in der Partnerschaft - allerdings um den Preis, dass die meisten Menschen mit der Zeit immer weniger tolerant gegenüber anderen werden und in ihrem persönlichen Umfeld hauptsächlich die Bestätigung für das suchen, was sie sowieso schätzen und wissen.
Eine andere - besonders von Frauen - gern gehegte Illusion zerstörten die Forscher ebenfalls. In Befragungen zu Beginn und nach längerer Beziehung zeigte sich, dass sich Freunde wie Partner mit der Zeit kaum einander anglichen und weitgehend konstant bei ihren Urteilen, Standpunkten und Macken blieben. "Die Menschen ändern sich in Beziehungen nur in erstaunlich geringem Maße", sagt Bahns. Der Einfluss von Freunden oder Partnern ist verblüffend gering. "Allerdings bleibt ja auch wenig Raum für Entwicklung, wenn sich beide von Anfang an schon so ähnlich sind."