Straßenverkehr und Psychologie:Dickes Auto - keine Manieren

Wenn Wissenschaftler Vorurteile bestätigen: Fahrer von großen, teuren Autos verhalten sich im Straßenverkehr tatsächlich rüpelhafter als die Besitzer kleiner, billigerer Autos. Alter oder Geschlecht der Fahrer spielen hingegen keine Rolle, wollen amerikanische Psychologen herausgefunden haben.

Katrin Blawat

Ein dickes Auto besitzen, aber keine Manieren haben - dieser Zusammenhang beruht offenbar auf mehr als einem Vorurteil. Fahrer von großen, teuren Autos verhielten sich im Straßenverkehr rüpelhafter als die Fahrer kleiner, billigerer Autos, beobachteten Psychologen um Paul Piff von der University of California ( PNAS, online).

Wer am Steuer eines Oberklassewagens sitzt, schneidet an Straßenkreuzungen offenbar häufiger anderen Verkehrsteilnehmern den Weg ab. (Foto: AFP)

Wer am Steuer eines Oberklassewagens saß, schnitt an einer Straßenkreuzung in San Francisco häufiger anderen Verkehrsteilnehmern den Weg ab. Auch Fußgänger hatten unter den dicken Autos stärker zu leiden: Die teuren Fahrzeuge bremsten an Zebrastreifen seltener als die Fahrer billigerer Wagen.

Alter oder Geschlecht der Fahrer spielten hingegen keine Rolle.

Hingen die schlechten Manieren im Straßenverkehr - Piff und seine Kollegen sprechen gar von "unmoralischem Verhalten" - also allein von der sozioökonomischen Stellung der jeweiligen Person ab?

Möglicherweise verhalten sich vergleichsweise reiche, angesehene Menschen generell unmoralischer? Zusätzliche Labor-Experimente zumindest stützten diese Theorie.

Probanden - es waren andere als die Autofahrer - schätzten selbst ihr gesellschaftliches Ansehen und ihre finanzielle Situation ein. Wer sich dabei eine hohe Punktzahl gab, neigte eher dazu, Kindern Süßigkeiten wegzuessen oder in einem fiktiven Jobgespräch einen Bewerber zu belügen.

Möglicherweise haben reiche Menschen eine positivere Einstellung gegenüber Gier und halten es für legitim, sich alles zu nehmen - sei es Platz auf der Straße oder Schokolade, so die Psychologen. Kleiner Trost: Natürlich gebe es auch Ausnahmen.

© SZ vom 28.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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