Psychologie:Bloß keine schlechten Nachrichten!

Psychologie: Illustration: Stefan Dimitrov

Illustration: Stefan Dimitrov

Warum Menschen sich vor unangenehmen Neuigkeiten drücken, niedrige Kontostände lieber ignorieren - und viele noch fester an die eigene Meinung glauben, wenn ihnen das Gegenteil bewiesen wird.

Von Sebastian Herrmann

Den Strauß verfolgt seit Urzeiten ein übles Gerücht. Die großen Vögel mit dem kleinen Schädel würden, so die alte Legende, ihren Kopf bei Gefahr in den Sand stecken - getreu der Vorstellung, dass sich alles Übel aus der Welt entfernt, wenn die Augen nur fest verschlossen bleiben. Die armen Tiere, kein Strauß würde je so handeln und sich auf diese Weise Raubtieren zum Fraß anbieten. Stattdessen sind es die Menschen selbst, die sich weigern, Gefahren und Widrigkeiten ins Auge zu blicken, und dann auch noch ihr eigenes Versagen auf den Strauß projizieren. Wenn schlechte Nachrichten drohen, dann handelt Homo sapiens nämlich höchst töricht und weigert sich, die unangenehmen Wahrheiten überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Je drängender die Gefahr, je wichtiger es wäre, Informationen auszuhalten, desto stärker empfinden Menschen diesen Drang, ihren Kopf im übertragenen Sinne in den Sand zu stecken und sich in ihrem eigenen kuscheligen Paralleluniversum zu verstecken. Das belegen die Sozialwissenschaftler Russell Golman, David Hagmann und George Loewenstein von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh in einer Überblicksarbeit im Fachblatt Journal of Economic Literature, für die sie die Forschungsliteratur zu diesem Thema ausgewertet haben.

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