Psychologie:Augen - tot oder lebendig

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Künstliche oder animinerte Gesichter können noch so echt wirken - bislang ist es noch nicht gelungen, sie wirklich lebendig erscheinen zu lassen. Das liegt offenbar vor allem an der Darstellung der Augen, berichten US-Wissenschaftler.

Wir sind darauf geeicht, Gesichter zu erkennen - selbst in Wolken, auf dem Mars und sogar auf verbrannten Toastbroten glauben wir sie zu sehen. Doch obwohl schon zwei Punkte und ein Halbkreis als lächelndes Antlitz interpretiert werden, ist es noch nicht gelungen, wirklich lebendig wirkende Puppen oder Figuren in Animationsfilmen und Computerspielen zu entwickeln.

Quelle: Christine E. Looser, Wheatley Lab, Dartmouth College

Selbst ambitionierte Versuche wie der Animationsfilm " Polarexpress (2004) sind in dieser Hinsicht als gescheitert zu betrachten. Obwohl die Mimik der Figuren dem Gesichtsausdruck echter Schauspieler nachempfunden war, wirkten die Charaktere künstlich und unbeseelt.

Doch wo liegt die Grenze, ab der wir ein Gesicht als lebendig oder tot wahrnehmen? Dieser Frage haben sich Hirnforscher des Dartmouth College im amerikanischen Hanover gestellt. Thalia Wheatley fass die Problematik so zusammen: "Es ist fundamental wichtig, beim Betrachten eines Gesichts zu wissen, ob die Lichter an sind und jemand zu Hause ist.".

Zusammen mit Christine Looser hat sie Bilder von Menschen in solche von Puppen "übergehen" lassen, um genau jenen Punkt zu finden, an dem Betrachter das Antlitz als lebendig oder unbelebt wahrnahmen.

Dazu fotografierte Looser verschiedene Puppen in Läden in New Hampshire und suchte Aufnahmen von menschlichen Gesichtern, die diesen ähnelten.

Mit Hilfe der Morphingtechnik - einer Art Überblendung, bei der einzelne Teile des Bildes nach und nach verändert werden - verwandelte sie die Menschen- in die Puppengesichter. Dabei entstanden Bildreihen, deren Anfang und Ende jeweils ein Puppen- oder Menschenbild stand. Dazwischen waren die Übergangsformen zu sehen, die vom Betrachter als mehr oder weniger lebendig wahrgenommen wurden.

Die Studienteilnehmer bezeichneten ein Gesicht nur als lebendig oder als denkendes Wesen, wenn die Veränderung zur Puppe zu nicht mehr als einem Drittel stattgefunden hatte.

Besonders achteten die Probanden dabei auf die Augen, berichten die Forscherinnen im Fachmagazin Psychological Science.

Schönheit liegt demnach vielleicht im Auge des Betrachters - aber das Leben liegt offenbar im Auge des Objektes.

Die Augen sind angeblich die Fenster der Seele, kommentiert Nicholas Epley von der University of Chicago auf der Nachrichtenseite der amerikanischen Wissenschaftlerorganisation AAAS. Die Studie von Wheatley und Looser zeige, dass da etwas dran sei.

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