Psychologie:Aromatische Worte

Wie verleitet man die Besucher einer Kantine dazu, sich häufiger für Gemüsegerichte zu entscheiden? Offenbar nicht, indem darauf hingewiesen wird, wie gesund diese Speisen sind. Psychologen empfehlen stattdessen einen simplen Trick.

Von Sebastian Herrmann

Auf welches Gericht darf es sein? Zur Auswahl stehen: "Mais", "salzarmer Mais", "vitaminreicher Mais" und "gerösteter, verschwenderisch butteriger Süßmais". Die Antwort liegt auf der Hand, werden Gemüsegerichte mit blumigen Beschreibungen gepriesen, die nach kulinarischen Höchstleistungen klingen, dann entscheiden sich Restaurantbesucher auch eher für diese Angebote. Das gilt selbst dann, wenn alle Varianten identisch sind und sich ausschließlich darin unterscheiden, wie sie beworben werden. Das berichten Psychologen um Bradley Turnwald von der Stanford University im Fachjournal Jama Internal Medicine. Nüchterne Gesundheitsversprechen steigerten die Lust auf Gemüse im Gegensatz zu kulinarisch-überhöhten Beschreibungen hingegen nicht.

Lebensmittel werden heutzutage fast reflexhaft daraufhin bewertet, ob sie gesund sind oder nicht. Alle wollen sich gesund ernähren - und entscheiden sich dann doch gegen Möhren oder Zucchini. In Studien haben Forscher sogar festgestellt, dass explizite Hinweise auf den gesundheitlich förderlichen Wert einer Speise den erlebten Genuss beeinträchtigen: Probanden bewerten den Geschmack solcher Gerichte als weniger gut. Sogar das Sättigungsgefühl leidet darunter, wenn Speisende angeblich Gesundes zu sich nehmen.

Für die aktuelle Untersuchung veränderten die Psychologen die Art, wie Gemüse in einer Uni-Mensa beworben wurde. Die Speisen wurden ausschweifend als Aromaspektakel angeboten oder nüchtern ("Mais") beschrieben. Zudem boten die Forscher die Gerichte in zwei verschiedenen Varianten an, die den gesundheitlichen Wert betonten - entweder hieß es, das Gemüse sei arm an einem unerwünschten Stoff (etwa Kochsalz) oder reich an Erwünschtem (Vitamine). 46 Tage lang beobachteten die Wissenschaftler, wie sich die Beschreibungen darauf auswirkten, wie viele Besucher sich für Gemüsegerichte entschieden. Kulinarische Lyrik verleitete im Vergleich zur nüchternen Beschreibung 25 Prozent mehr Besucher dazu, die Speise zu wählen. Im Vergleich zur Frei-von-Beschreibung waren es sogar 41 Prozent mehr und 35 Prozent mehr als in der Beschreibungsvariante, die auf Vitaminreichtum hinwies. Das Fazit also lautet: Gemüse sollte stets mit fein zubereiteten Wort-Gerichten angepriesen werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: