Süddeutsche Zeitung

Private Raumfahrt:SpaceShipTwo vorgestellt

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Das private Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic will bereits im Sommer erste Testflüge mit ihrem Raumschiff für Touristen unternehmen. Wie der Flieger aussehen wird, war jetzt in New York zu sehen.

Im Jahre 2004 hatte der Flug von SpaceShipOne noch Euphorie unter den Weltraumbegeisterten ausgelöst - schließlich war es der erste private bemannte Flug ins All gewesen.

Und es schien, als sei man der Erfüllung des Traums vieler Menschen einen Schritt näher gekommen: Einmal im Weltraum die Schwerelosigkeit erfahren.

Doch eine Explosion auf dem Testgelände für SpaceShipTwo im vergangenen Jahr, bei der drei Arbeiter starben, zeigte, dass auch die private Raumfahrt-Industrie nicht ohne Gefahren ist.

Der britische Milliardär Richard Branson und der Luftfahrtdesigner Burt Rutan ließen sich davon nicht beirren - und haben nun in New York ein Modell des Nachfolgers von SpaceShipOne vorgestellt.

So also soll die Zukunft der zivilen Raumfahrt aussehen: Eine Mischung aus Raumfähre und Firmenjet.

Testflüge sind noch für 2008 geplant und in wenigen Jahren sollen dann zumindest Leute mit zu viel Geld in der Lage sein, in den nahen Weltraum zu fliegen, um die Schwerelosigkeit und den Ausblick auf die Erde zu genießen.

"Atemberaubend schön", so befand Branson, sei das Raumschiff, das derzeit in einem Hangar in der kalifornischen Mojavewüste gebaut wird. Starthilfe bekommt es von einem viermotorigen Flugzeug, dessen Modell Branson und Rutan ebenfalls vorstellten.

Die Maschine, die den Namen WhiteKnightTwo bekam, soll das Raumschiff erst einmal hoch in die Luft tragen, wo dann die Triebwerke von SpaceShipTwo für den Flug ins All gestartet werden.

Ausflüge mit bis zu sechs Passagieren

Bis zu sechs Passagiere und zwei Besatzungsmitglieder sollen dann die Schwerelosigkeit erfahren und den Blick auf die Erde genießen. Nach viereinhalb Minuten ist das Erlebnis aber schon wieder vorbei, dann gleitet SpaceShipTwo zurück zur Erde.

Das Ganze sei kein Hirngespinst, versicherte Will Whitehorn, der Präsident von Bransons Firma für den Weltraumtourismus, Virgin Galactic. WhiteKnightTwo sei schon zu 70 Prozent fertiggestellt, SpaceShipTwo zu 60 Prozent. Testflüge sind für den Sommer geplant.

Rund 200 mögliche Passagiere aus 30 Ländern haben sich schon angemeldet und die 200.000 Dollar pro Person und Flug bezahlt. Viele von ihnen nahmen an der Präsentation der beiden Fluggeräte im American Museum of Natural History in New York teil.

"Sie können sich gar nicht vorstellen, wie aufgeregt ich bin", sagte der 58-jährige Ken Baxter aus Las Vegas. Kürzlich habe er sein Flugtraining absolviert. Natürlich habe er auch ein bisschen Angst, räumte Baxter ein. "Aber hier geht es um einen Kindheitstraum. Von Reisen im Weltraum habe ich geträumt, seit ich Jules Verne gelesen habe." Er hoffe, in einem Jahr im Weltraum zu sein.

Zwar sei der Preis für ein Ticket für die meisten Menschen noch zu teuer, erklärte Branson laut New Scientist. Aber innerhalb von fünf Jahren nach dem Start, so seine Hoffnung, werde der Preis dramatisch sinken.

Fast jeder hat das Zeug für den Flug

Besondere körperliche Voraussetzungen sind angeblich nicht notwendig, um sich auf diese Reise zu begeben. "Wir haben überprüft, dass gewöhnliche Menschen ins Weltall gehen können", sagte Stephen Attenborough von Virgin Galactic der New York Times.

80 Interessenten hatten sich zu diesem Zweck einer hohen Schwerkraft ausgesetzt - darunter der 88-jährige Wissenschaftler James Lovelock. Nur für zwei Personen war die Belastung zu hoch, drei weitere bat die Firma, von ihren Flugplänen Abstand zu nehmen. "Fast jeder von uns hat das Zeug für den Flug", so Attenborough.

Nachdem im Juli 2007 bei einem routinemäßigen Bodentest ein Triebwerk explodiert war, gilt das Hauptaugenmerk der Designer der Sicherheit. Die genaue Ursache des Unglücks ist immer noch ungeklärt.

Dies werde sicherlich zu Verzögerungen führen, erklärte Rutan. Ob dadurch auch die für den Sommer geplanten Testflüge gefährdet sind, wollte er nicht sagen. In der zivilen Raumfahrt gebe es derzeit sicher noch Risiken, erklärte Rutan, aber sie wird ungefähr so sicher sein wie die zivile Luftfahrt in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

Wann tatsächlich die ersten kommerziellen Flüge stattfinden werden, ist noch unklar. Schließlich benötigen die Unternehmer noch eine Genehmigung der Regierung. "Wir wollen keine Versprechungen machen, die wir nicht halten können", erklärte Whitehorn der New York Times. Außerdem befinde man sich in keinem Wettbewerb mit Konkurrenten. Das lässt dem Unternehmen Zeit, sich um die Sicherheit zu kümmern.

Viele Details von SpaceShipTwo und WhiteKnightTwo sind derzeit noch geheim. Ein paar Einblicke gab es am Mittwoch aber doch. Der Flieger hat demnach ungefähr eine Spannweite von 43 Meter und damit soviel wie eine Boeing B-29 Superfortress.

Im Gegensatz zu diesem Bomber aus dem Zweiten Weltkrieg werden beide aber aus ultraleichten Verbundmaterialien gebaut. Auf einem Video war zu sehen, wie Arbeiter scheinbar mit großer Leichtigkeit ein großes Bauteil anhoben.

Das neue Raumschiff ist deutlich größer als sein Vorgänger , das Rutans Team 2004 den mit zehn Millionen Dollar dotierten Preis für das erste privat finanzierte Raumschiff einbrachte.

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