Mein Revier, mein Weibchen, meine Chefrolle: Wenn männliche Tiere aufeinander treffen, ist Ärger oft programmiert. Guinea-Paviane sind anders. Statt sich zu bekriegen, bilden die Tiere Freundschaften mit anderen Männchen, wie Verhaltensbiologen des Deutschen Primatenzentrums in Göttingen (DPZ) nun beobachtet haben (PNAS, online). Offensichtlich ist den Männern der kleinsten Pavianart jegliches Imponiergehabe fremd.
Bei den Guinea-Pavianen leben mehrere Männchen und Weibchen in einer Gruppen zusammen. Häufig bilden zwei Brüder den Kern, andere Paare stoßen dazu. "Die Männchen sitzen nebeneinander, pflegen sich das Fell und haben sogar Grußrituale", sagt Julia Fischer vom DPZ. Treffen die Tiere auf andere Gruppen, bleiben sie trotzdem friedlich, das Revier wird nicht verteidigt. "Man sieht sich, aber die anderen sind egal", sagt Fischer. "Wir nennen sie deshalb auch unsere Hippie-Paviane."
Während bei fast allen Pavianarten die Männchen im Erwachsenenalter weiterziehen, verlassen bei den Guinea-Pavianen die Weibchen die Gruppe. Die Männer müssen sich arrangieren: "Es hat keinen Sinn, den Nachwuchs des eigenen Bruders zu töten", sagt Fischer. Toleranz könne somit ein evolutionärer Vorteil geworden sein. Davon profitieren sogar die Weibchen: Auch ihnen gegenüber sind die Männchen weniger aggressiv.