Premiere in den USA:Patient mit embryonalen Stammzellen behandelt

US-Mediziner haben zum ersten Mal einem Menschen embryonale Stammzellen gespritzt. Der teilweise gelähmte Patient hat die Zellen im Rahmen einer Studie erhalten, die die Zulassungsbehörde FDA genehmigt hat.

In den USA haben Ärzte einen teilweise gelähmten Patienten mit embryonalen Stammzellen behandelt. Der Versuch ist der weltweit erste dieser Art. Einem nach einer Rückenmarksverletzung teilweise Gelähmten seien im Shepherd Center, einer Klinik im US-Staat Atlanta, Millionen von embryonalen Stammzellen gespritzt worden, berichtete die Washington Post. Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA hatte dem US-Unternehmen Geron Anfang 2009 entsprechende Experimente genehmigt.

A human embryonic stem cell line derived at Stanford University is seen in this handout photo

Menschliche embryonale Stammzellen einer Linie, die an der Stanford University kultiviert wurde.

(Foto: Reuters/Julie Baker/Stanford Uni. School of Medicine/California Institute for Regenerative Med)

Bislang wurden Menschen lediglich mit adulten Stammzellen - etwa aus dem Knochenmark - behandelt. Diese Zellen werden vor allem bei der Behandlung von Blutkrebs eingesetzt. Manche Patienten haben mit Hilfe adulter Stammzellen auch schon das Gefühl für Teile ihres gelähmten Körpers zurückerhalten.

Embryonale Stammzellen werden aus überzähligen Embryos aus der künstlichen Befruchtung, aus abgetriebenen Föten oder durch Klonen gewonnen. In Deutschland ist die Gewinnung aus ethischen Gründen verboten. In den USA hatte US-Präsident George W. Bush die staatliche Unterstützung für embryonale Stammzellforschung gestrichen. Lediglich die Arbeit an den zu diesem Zeitpunkt bereits verfügbaren 21 Stammzelllinien wurde unterstützt. Allerdings machte Bush deutlich Stimmung gegen die Arbeit mit diesen Zellen, auf die auch Geron zurückgegriffen hat.

Insgesamt will das Unternehmen acht bis zehn Patienten innerhalb von vierzehn Tagen nach der Verletzung des Rückenmarks behandeln, um festzustellen, ob die Methode sicher ist. Eingesetzt werden Vorläufer von sogenannten Oligodendrozyten, die das Überleben verletzter Nervenzellen verbessern und sogar die Bildung neuer Verbindungen ermöglichen sollen.

Bislang konnte in Tierversuchen gezeigt werden, dass zum Beispiel Ratten auf diese Weise einen Teil der Kontrolle über gelähmte Gliedmaßen zurückerhielten. Wie sich die Zellen im menschlichen Körper verhalten, soll die aktuelle Studie zeigen. Erst in einer weiteren Untersuchung wird dann ein möglicher Heilungserfolg überprüft.

In den USA wird sich die embryonale Stammzellforschung vermutlich in Zukunft intensivieren. Präsident Barack Obama hatte kurz nach seiner Amtsübernahme eine Wende in der Forschungspolitik eingeleitet und die von seinem Vorgänger Bush 2001 verfügte Beschränkungen bei der staatlichen Förderung der Forschung mit embryonalen Stammzellen aufgehoben.

Neue Richtlinien sollen die Nutzung neuer Stammzellenlinien erlauben, vorausgesetzt, sie stammen von Embryonen, die nach Fruchtbarkeitsbehandlungen in Kliniken ohnehin vernichtet worden wären.

Stammzellen sind Multitalente, die noch nicht genau für ihre spätere Aufgabe im Körper programmiert sind und sich in zahlreiche Zelltypen verwandeln können. Viele Forscher halten sie für geeignet, um aus ihnen in Zukunft Ersatzgewebe für Patienten etwa mit Alzheimer, Parkinson oder Herzinfarkt zu züchten.

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