Süddeutsche Zeitung

Polarstern:Plankton rettet das Klima nicht

Überraschendes Ergebnis eines umstrittenen Experiments: Die künstliche Düngung der Weltmeere mit Eisen kann Kohlendioxid in der Luft kaum bekämpfen.

Die künstliche Düngung der Weltmeere mit Eisen kann das Treibhausgas Kohlendioxid in der Luft kaum bekämpfen. Das ist ein Ergebnis der jüngsten Reise des deutschen Forschungsschiffs Polarstern, auf dem Wissenschaftler die Auswirkung einer Eisendüngung im stürmischen Südatlantik untersucht hatten.

Zur Überraschung der Forscher aus Deutschland und Indien vereitelten gefräßige Krebse die Kohlenstoff-Bindung im Meer, teilte das Alfred-Wegener-Institut (AWI) am Montag in Berlin mit.

Die jüngste Forschungsfahrt der Polarstern war unter Umweltschützern umstritten. Einige unterstellten, die Wirtschaft suche nur nach einer billigen Lösung zur CO2-Entsorgung. Diese Sorge zerstreut sich nun angesichts der wissenschaftlichen Ergebnisse: In den untersuchten Gewässern hatte die Eisendüngung fast keinen Effekt auf die CO2-Konzentration der Luft.

Nachdem sich der politische Sturm um das Experiment gelegt hatte, musste die Polarstern auch noch einen realen Sturm abwettern. Trotz Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 Stundenkilometern konnten die Biologen ihr Experiment zu Ende bringen. Das Eisen im Wasser führte zwar zunächst wie geplant zu Wachstum und Blüte von Kleinalgen, die CO2 aufnehmen.

Doch dann schwammen massenhaft millimetergroße Ruderfußkrebse heran und fraßen die Algen mit Riesenhunger auf. Die Mini-Krebse wurden danach von garnelengroßen Flohkrebsen mit ähnlich gutem Appetit vertilgt. Von Eisen und Algen blieb nach dem großen Fressen wenig übrig - nur eine geringe Menge Kohlenstoff sank schließlich auf den Meeresboden ab.

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dpa/SZ/mcs
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