SZ-Podcast "Auf den Punkt":UN-Weltnaturkonferenz: Artenschutz ist eine existenzielle Frage

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"Auf den Punkt" - der Nachrichtenpodcast der Süddeutschen Zeitung. (Foto: SZ)

Bei der Biodiversitätskonferenz in Montreal geht es um das Artensterben. "So weitermachen wie bisher geht nicht", mahnt der Experte Hans Pörtner.

Von Lars Langenau

In den vergangenen dreißig Jahren ist die Biomasse der Insekten um 76 Prozent zurückgegangen. Auch 41 Prozent aller Amphibienarten und fast ein Drittel aller Säugetierarten sind bedroht. Evolutionsbiologen sprechen vom sechsten Massensterben der Erdgeschichte. Schuld daran ist der Mensch. In Kanada tagt gerade die 15. Weltnaturkonferenz der Vereinten Nationen. Dort wird darum gerungen, ob bis 2030 30 Prozent der Landfläche und der Ozeane Schutzgebiet werden. Eine überlebenswichtige Entscheidung, meint Hans Pörtner. Der Experte für Biodiversität gehört dem wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung an und war unter anderem für den Sonderbericht des Weltklimarates zur Erderwärmung mitverantwortlich.

"Der Mensch ist dabei, in die letzten Lebensräume einzudringen", sagt der Biologe. Und habe als Preis für dieses Verhalten zum Beispiel die Corona-Pandemie kassiert. Der Klimawandel führe zu Stresssituationen für Tiere und Pflanzen, denn ändern sich an ihrem bisherigen Standort die Lebensbedingungen, müssten sie ihrem "Temperaturfenster" hinterher wandern, sagt Pörtner. Das führe zum Mischen von Arten und Stress. Das Ergebnis: eine "abnehmende Population". Sterbe eine Art aus, habe das auch Folgen für jene Tiere, die sich von dieser ausgestorbenen Art ernährt haben. Davon sei auch der Mensch betroffen. Pörtner: "Wir gehen durch ein Tal mit Blick auf die natürlichen Lebensbedingungen."

Die Artenvielfalt ist ein Indiz für eine gesunde Erde, gewissermaßen "der Kanarienvogel in der Kohlemine", der früher als Frühwarnsystem den Bergarbeitern durchs Zwitschern anzeigte, ob es noch genug Sauerstoff im Stollen gibt. "Es gibt sicherlich noch Hoffnung." Selbst wenn Ziele nicht einhalten werden, sei das kein Grund, die Hände in den Schoß legen, sagt Pörtner. Aber: "Wir müssen alles tun, um unsere Lebensbedingungen auf der Erde vor dem Klimawandel zu schützen." Und vor dem Artenverlust zu schützen. "So weitermachen wie bisher geht nicht", das sei "eine existenzielle Frage". "Der Weg in eine nachhaltige Zukunft ist alternativlos."

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