Pluto:Berge, aber keine Krater

New Horizons Spacecraft nears closest point to Pluto
(Foto: UPI/laif)

Die Nasa-Sonde "New Horizons" liefert nach ihrem Vorbeiflug am Pluto erstmals ein detailreiches Bild der Oberfläche des Zwergplaneten. Es gibt Forschern Rätsel auf.

Von Robert Gast

Es ist nur ein kleiner Ausschnitt einer fernen Welt, aber er fasziniert Planetenforscher wie schon lange keine Aufnahme mehr. Das Bild stammt von der Sonde New Horizons, die am Dienstag Pluto passiert hat, den Zwergplaneten am Rande des Sonnensystems. Die Aufnahme zeigt eine etwa 240 Kilometer große Region auf der südlichen Hemisphäre. Auf dem Bild könnte man 800 Meter große Objekte erkennen. Bei den bisherigen Aufnahmen mussten Details zehnmal so groß sein, weil die Auflösung geringer war.

Die nun sichtbare Landschaft verblüfft die Forscher der Nasa. Auf Plutos Oberfläche gibt es bis zu 3400 Meter hohe Berge. Das sei eine Überraschung, weil der Zwergplanet von einer Schicht aus Eis bedeckt ist. Genauer: einer Schicht aus gefrorenem Stickstoff, Methan und Kohlenmonoxid. "Daraus kann man keine Berge machen, das Zeug ist viel zu weich", sagte der Planetenforscher John Spencer bei der Vorstellung des Bildes. Die Forscher vermuten, dass die Berge aus Wassereis bestehen, das fester ist. "Wir können nun sicher sein, dass es Wasser in großen Mengen gibt", sagte Missionschef Alan Stern.

Die Forscher staunen auch, dass auf dem Bild kein einziger Einschlagkrater zu sehen ist. Auf Plutos Oberfläche gehen - wie auf allen größeren Himmelskörpern im Sonnensystem - immer wieder Kometen und andere kosmische Geschosse nieder. Die Forscher hatten daher erwartet, Pluto sei von Kratern überzogen wie der Mond der Erde. Erklären lasse sich die kraterfreie Oberfläche nur, wenn Pluto geologisch aktiv ist, sagte Spencer. Also wenn sich Eis und Gestein an der Oberfläche im Laufe der Zeit immer wieder verschieben.

Die Nasa-Forscher schätzen, dass die Pluto-Oberfläche jünger als 100 Millionen Jahre ist. Zum Vergleich: Das Alter des Sonnensystem wird mit etwa viereinhalb Milliarden Jahre angegeben. Rätselhaft ist allerdings, woher die Wärme stammt, die für geologische Prozesse nötig ist. Bisher dachten Forscher, Eiswelten bräuchten einen Mond oder Planeten in der Nähe; dessen Gezeitenkräfte können Eis schmelzen lassen. Plutos großer Mond Charon übt allerdings keinen solchen Effekt aus. Stattdessen könnte der Zerfall radioaktiver Elemente im Inneren von Pluto den Planeten erwärmen, so die Forscher.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: