Plesiosaurier:Lebendgebärend und sozial

Das Fossil eines Plesiosaurier inklusive Embryo deutet darauf hin, dass diese Meeresreptilien der Urzeit keine Eier legten, sondern den Nachwuchs lebend zur Welt brachten. Danach überließen die Saurier ihre Babys vermutlich nicht sich selbst. Vielmehr kümmerten sie sich intensiv um die Kleinen - ähnlich wie Wale.

Markus C. Schulte von Drach. Mit Video

Plesiosaurier, die bekanntesten Meeresreptilien der Urzeit, haben offenbar keine Eier gelegt, sondern ihren Nachwuchs lebend zur Welt gebracht. Dafür spricht die Entdeckung des Skeletts eines Plesiosaurier-Embryos zwischen den Knochen eines erwachsenen Tieres.

Plesiosaurier

Das Fossil eines Plesiosauriers mit Embryo (Pfeil) lässt Forscher vermuten, dass die Tiere lebendgebärend waren.

(Foto: S. Abramowicz, Dinosaur Institute/Natural History Museum of Los Angeles)

Das berichten die US-Wissenschaftler Robin O'Keefe von der Marshall University in Huntington und Luis Chiappe vom Natural History Museum in Los Angeles im Fachblatt Science. Demnach gibt es sogar Hinweise darauf, dass Muttertiere der Art Polycotylus latippinus sich nach der Geburt um den Nachwuchs gekümmert haben.

Das 78 Millionen Jahre alte Fossil des etwa 4,70 Meter langen, ausgewachsenen Meeresreptils war bereits 1987 in Kansas entdeckt worden. Doch erst vor zwei Jahren, als die Forscher das Skelett im Museum des Los Angeles County genauer untersuchten, bemerkten sie, dass es sich um ein trächtiges Weibchen handelte. Die Wissenschaftler entdeckten Rippen, zahlreiche Wirbel und Flossenknochen des Embryos.

Von anderen Urzeit-Meeresechsen wie den Ichthyo- oder Mosasauriern ist schon länger bekannt, dass sie lebendgebärend (vivipar) waren. Deshalb hatte man dies auch für die Plesiosaurier angenommen. Doch obwohl in den vergangenen 200 Jahren eine ganze Reihe gut erhaltener Fossilien dieser mit vier großen Flossen ausgestatteten Echsen entdeckt wurden, fehlte der Beweis.

Besonders interessant ist, dass andere urzeitliche Meeresreptilien gleichzeitig mehrere kleinere Babys austrugen, die Polycotylus-Weibchen jedoch nur eines. Dafür wurde der Nachwuchs im Mutterleib mit einer Länge von geschätzten 1,50 Metern ausgesprochen groß.

Ähnlichkeit mit Walen

"Unter modernen Reptilien findet man die plesiosaurieränliche Kombination der Eigenschaften Viviparie, kleine Brut und große Körpergröße bei der Geburt nur selten - doch sie tritt bei den Stachelschwanz-Skinken (australische Eidechsen, die Redaktion) auf", schreiben die Forscher. Mitglieder dieser Gruppe zeigten säugetierähnliches Sozialverhalten wie die Bildung stabiler Gruppen von verwandten Tieren und elterliche Fürsorge.

Darüber gebe es eine enge ökologische Ähnlichkeit zwischen den kurzhalsigen Plesiosauriern wie Polycotylus und Walen, stellen die Paläontologen fest. Beide Gruppen seien Meerestiere, die von vierbeinigen Landbewohnern abstammen und ähnliche Körpergrößen und Ernährungsweisen zeigen.

"Da sowohl Wale als auch Stachelschwanz-Skinke hoch sozial sind und mütterliche Fürsorge zeigen, könnten auch Plesiosaurier sich ähnlich verhalten haben", vermuten die Wissenschaftler - auch wenn weitere Belege notwendig sind, um diese Hypothese zu testen.

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