Meeresverschmutzung:Vor dem Plastikmüll rettet uns niemand

´The Ocean Cleanup" - Meeres-Müllsäuberung vor San Francisco

Erst im September wurde der Müllsammler von "The Ocean Cleanup" in den Pazifik geschleppt - nun ist die Anlage wohl hinüber.

(Foto: dpa)

Das Projekt "The Ocean Cleanup" wollte die Weltmeere säubern - und ist nun selbst kaputt. Vom Plastikmüll erlöst uns kein strahlender Held. Jeder Einzelne ist gefragt.

Kommentar von Tina Baier

Es wäre aber auch zu schön gewesen: eine Maschine, die all das Plastik, das die Menschen ins Meer geworfen haben und immer noch werfen, einfach wieder herausfischt. Der Niederländer Boyan Slat wurde gefeiert wie ein Held, als er versprach, mit seiner Erfindung The Ocean Cleanup in den Meeren der Welt aufzuräumen und 90 Prozent des Plastikmülls bis zum Jahr 2040 zu entfernen und zu recyceln.

Slats gigantische Rohrkonstruktion sollte im sogenannten Nordpazifikwirbel, einem Wasserstrudel, in dem sich riesige Müllmengen sammeln, mit dem Großreinemachen anfangen. Vergangene Woche wurde bekannt, dass der Müllfänger schon nach weniger als drei Monaten im Wasser kaputt ist.

Es kommt kein Held, der unsere Probleme löst. Wir müssen es selbst tun

Schon bevor ein 18 Meter langes Teil von der Konstruktion abgebrochen ist, hat sie nicht richtig funktioniert. Im Dezember musste Slats Initiative mitteilen, dass The Ocean Cleanup es nicht einmal schafft, den Müll festzuhalten. Die Anlage soll an Land geschleppt, repariert und optimiert werden, doch eines ist jetzt schon klar: Die Rettung der Welt beziehungsweise der Ozeane funktioniert leider nicht wie in Hollywood. In der Realität erscheint kein Held, der das Problem für alle Menschen schnell, einfach und geräuschlos löst.

Von wissenschaftlicher Seite gab es von Anfang an viel Kritik an Slats Idee. Unter anderem wurde befürchtet, dass die 600 Meter lange Rohrkonstruktion den Wellen auf Hoher See nicht standhält und auseinanderbricht, was jetzt ja offenbar auch passiert ist. Warum ist es Slat trotzdem gelungen, so viele zu überzeugen und einen Großteil der mehr als 30 Millionen Euro, die sein Müllfänger bisher gekostet hat, aus Spenden zu finanzieren? Vielleicht hat es mit der Ur-Sehnsucht der Menschen nach einem Helden zu tun, der stellvertretend für alle die Verantwortung übernimmt. Vielleicht aber auch nur mit Bequemlichkeit. Warum sich selbst einschränken und Plastikmüll vermeiden, wenn sich der damit angerichtete Schaden doch vergleichsweise einfach wieder reparieren lässt?

Dass Slats Müllfänger nicht funktioniert zeigt einmal mehr: Jeder Einzelne ist gefragt. Es kommt keiner, der für uns die Welt rettet. Wir müssen es selbst tun. Das gilt nicht nur für den Plastikmüll in den Weltmeeren sondern genauso für den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid oder das weltweite Artensterben. Tatsache ist, dass die Menschen gerade dabei sind, die Erde zu vermüllen und zu vergiften und so die Lebensgrundlage für sich selbst und alle anderen zu gefährden. Um dieses Zerstörungswerk zu stoppen, sind drastische Einschnitte notwendig. Das ist mit Verzicht für jeden Einzelnen verbunden und wird schmerzhaft sein. Aber anders geht es nicht.

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