Physik:Enttäuschung am Cern: Physik-Revolution bleibt aus

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Vielversprechende Messungen am LHC haben sich als unbedeutend herausgestellt. (Foto: AP)

Messungen am Teilchenbeschleuniger Cern deuteten auf ein neues Elementarteilchen hin. Nun ist klar, was die Daten bedeuten - die Enttäuschung ist groß.

Von Marlene Weiß

Der Teilchenbeschleuniger LHC am Cern bei Genf hat doch kein weiteres neues Teilchen entdeckt. Ende vergangenen Jahres hatten die Physiker eine verdächtige Beule bei einer Energie von 750 Giga-Elektronenvolt in den Messkurven von 2015 publik gemacht. Die Daten reichten zwar noch lange nicht aus, um von einer Entdeckung zu sprechen, was die Forscher auch klarstellten. Bei der Teilchenphysik-Konferenz ICHEP in Chicago wurde nun die Auswertung der neuen Daten vorgestellt, welche der LHC 2016 gesammelt hat. Schon jetzt sind es viermal mehr, als im gesamten Jahr 2015 geerntet wurden. Darin zeigt sich: Die Beule war offenbar nichts als Zufall.

Bislang sei kein überzeugender Hinweis auf neue Physik beobachtet worden, teilte das Cern am Freitag mit. Insbesondere sei die Resonanz bei 750 GeV nicht wieder aufgetaucht, und dürfte somit eine statistische Fluktuation gewesen sein. "Schade, mit einer Entdeckung hätte eine aufregende Zeit begonnen", sagt Sandra Kortner, die die Atlas-Gruppe am Münchner Max-Planck-Institut für Physik leitet. "Aber wir suchen weiter, bei höheren Massen und in anderen Daten, vielleicht finden wir schon bald etwas."

Nach diversen Gerüchten hatte sich zwar bereits abgezeichnet, dass die Beule verschwinden würde, trotzdem bleibt die Enttäuschung groß. Die Auffälligkeit war sowohl am Atlas- als auch am CMS-Detektor am Cern gesichtet worden, auch darum erschien sie besonders vielversprechend.

Es wäre das ersehnte neue Teilchen gewesen, auf das Physiker seit Langem hoffen. Anders als etwa das Higgs-Teilchen oder die Gravitationswellen war es nicht theoretisch vorhergesagt worden, die wissenschaftliche Sensation wäre umso größer gewesen. Seit Dezember 2015 hatten Theoretiker bereits mehr als 500 Erklärungsversuche veröffentlicht. Die werden nun vorerst nicht mehr gebraucht; viele davon könnten allerdings auch für künftige Entdeckungen relevant sein.

© SZ vom 06.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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