Physik:Die Tropfenschleuder

Es gibt nichts, was Wissenschaftler nicht vermessen. Jetzt berichten Physiker, wie sich nasse Vierbeiner - vom Hund bis zum Braunbär - trockenschütteln.

Christopher Schrader

Hundebesitzer wünschen sich manchmal eine Zeitlupen-Funktion: Wenn ihr Vierbeiner nach dem Spaziergang im Regen die Nässe abschüttelt, vollführt er einen bizarren Tanz, den man gerne ausgiebig bewundern würde.

Nasser Hund

Wenn die Tropfenschleuder aktiv wird, ist es Zeit, in Deckung zu gehen.

(Foto: Andrew Dickerson)

Es beginnt mit heftigem Hin-und-Her-Rollen des Kopfes, setzt sich dann über Schultergürtel, Wirbelsäule und Hüfte zum Schwanz fort. Dabei fliegen Tropfen in alle Richtungen.

Physiker vom Georgia Institute of Technology in Atlanta haben das Phänomen nun mit Hochgeschwindigkeitskameras untersucht. (Videos hier)

Neun Hunde verschiedener Rassen von Chihuahua bis Labrador dienten als Probanden, daneben Maus, Ratte, Meerschweinchen, Katze, Tiger, Panda und Braunbär - letztere wurden sicherheitshalber nur mit Ausschnitten aus Tierfilmen untersucht.

In der Zeitlupe zeigt sich, wie die anfängliche Bewegung des Kopfes das Fell am Rücken in Schwingungen versetzt, so dass es immer schneller über dem Schulterskelett hin und her gleitet, bis die Muskeln dort die Bewegung verstärken.

Die Messungen ergaben, dass die Schüttelfrequenz mit der Größe der Tiere abnimmt, von 27 Hertz bei der Maus über neun Hertz bei der Katze auf vier bis fünf Hertz bei Hunden und anderen großen Säugetieren.

Das ist einsichtig: Große Tiere erzeugen schon mit langsameren Bewegungen die nötige Fliehkraft, um Tropfen vom Fell zu schütteln. Eine aus Fliehkräften und Oberflächenspannung theoretisch hergeleitete Formel beschreibt den Zusammenhang zwischen Schüttelfrequenz und Körpergröße aber nur ungenügend: Die Frequenz nimmt stärker ab, als die Physiker erwartet hatten. Sie vermuten daher noch unentdeckte Geheimnisse im Tierfell.

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