Physik:Der Schönheitsfleck des Universums

Warum gibt es so viel Materie, aber kaum Antimaterie? Neutrinos könnten die Lösung sein, zeigen neue Daten.

Von Marlene Weiss

Ein Blick in das Kamioka-Observatorium des Institute for Cosmic Ray Research an der Universität in Tokio. (Foto: Kamioka Observatory, ICRR (Institute for Cosmic Ray Research), The University of Tokyo)

Wäre das Universum perfekt, müsste man sich keine Sorgen um Kriege, Hunger oder Viren machen. Man hätte überhaupt nicht viele Sorgen, weil es auch keine Menschen gäbe, keine Planeten, keine Sterne. Wäre das Universum perfekt, würden sich Materie und Antimaterie dank einer makellosen Symmetrie ausgleichen, keines von beiden hätte je Bestand. Dass die Welt trotzdem voller Materie ist, liegt daran, dass diese Symmetrie offenbar nicht ganz exakt ist, so wie ein unebener Spiegel. Ein solcher Schönheitsfleck in den Gesetzen der Physik muss kurz nach dem Urknall dazu geführt haben, dass die Materie die Überhand gewann. Aber worin besteht er nur? Die bekannten Symmetrieverletzungen reichen nicht aus, den Siegeszug der Materie zu erklären.

Nun gibt es einen Fortschritt: Forscher der internationalen T2K-Kollaboration haben erstmals Hinweise darauf gefunden, dass auch Neutrinos sich nicht strikt an eine Materie-Antimaterie-Symmetrie namens "CP" halten. Das T2K-Experiment besteht darin, einen Strahl dieser geisterhaften Teilchen von Japans Ostküste aus in den Westen des Landes zu schicken und dort auf ihrem Weg durch einen riesigen Tank zu beobachten (im Bild). Nun sieht es so aus, als würden sich Neutrinos dabei tatsächlich anders verhalten als Antineutrinos, wie die Forscher in Nature berichten - es könnte des Rätsels Lösung sein. Für eine offizielle Entdeckung reicht die Präzision indes noch nicht aus.

© SZ vom 17.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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