Süddeutsche Zeitung

Personalexpertin:"Die Unternehmen müssen aktiv werden"

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Was erwarten Nachwuchskräfte von Arbeitgebern?

Interview von Christine Demmer

Susanne Böhlich, Professorin an der Internationalen Hochschule IUBH in Bad Honnef, erforscht unter anderem die Ziele der jungen Generationen Y und Z. Sie weiß, wie die Studenten auf die Kontaktwünsche der Wirtschaft reagieren.

SZ: An Hochschulen geben sich Unternehmensvertreter die Klinke in die Hand. Wie muss man sich das konkret vorstellen?

Susanne Böhlich: Unser Career Service steht im engen Kontakt mit Unternehmen, die sich frühzeitig um unsere Studenten bemühen. Vor Kurzem hatten wir eine große Hochschulmesse auf dem Campus, bei der sich Firmen vorstellen, Workshops und Vorträge anbieten und erste Gespräche führen. Unternehmensvertreter bieten immer wieder Vorträge auf dem Campus an.

Welche Vorteile haben die Unternehmen davon, wenn sie gezielt Erstsemester ansprechen? Letztere haben doch gerade erst die Schule verlassen.

Da fängt das Recruiting schon an. Je früher Unternehmen die Studenten kennenlernen, desto mehr Zeit haben sie, Kandidaten auszuwählen und für das eigene Unternehmen zu begeistern.

W omit versuchen Firmen zu punkten, wenn sie um Mitarbeiter werben, die erst in drei, vier Jahren auf den Arbeitsmarkt kommen?

Mit interessanten Praktika, attraktiven Einstiegsmöglichkeiten und den Karriereperspektiven. Da wir eine internationale Hochschule sind, ist die Möglichkeit, im Ausland zu arbeiten, ein wichtiger Aspekt für die Studierenden.

Gibt es Unterschiede zwischen den Generationen Y mit Geburtsjahren ab 1980 und der etwa 1 5 Jahre jüngeren Generation Z?

In der Tat, die gibt es. Während die zuvor genannten Punkte vor allem die Generation Y ansprechen, haben die Jüngeren oft ganz andere Erwartungen. Unternehmen unterscheiden aber oft zu wenig zwischen den beiden Generationen.

Was müssten Arbeitgeber der Generation Z anbieten?

Sie legt Wert auf klare Strukturen, Sicherheit und feste Arbeitszeiten. Arbeit und Privatleben möchte sie klar trennen - das Diensthandy zur privaten Nutzung reizt sie genauso wenig wie das Homeoffice.

Fühlen sich die jungen Menschen von den Firmen wertgeschätzt oder sagen sie abfällig: Die wanzen sich an uns ran?

Studenten schätzen es sehr, umworben zu werden und frühzeitig Kontakt mit Unternehmen zu haben. Man sollte sie aber nicht unterschätzen. Studenten sind kritisch, und Unternehmen müssen ihnen wirklich etwas bieten.

Rechnen Sie angesichts des demografischen Wandels damit, dass die Wirtschaft zunehmend noch jüngere Zielgruppen ins Auge fassen wird?

Angesichts der Lage auf dem Lehrstellenmarkt müssen Unternehmen aktiv werden, um ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Sie müssen an Schulen gehen, um auf ihr Unternehmen und weniger bekannte Berufe aufmerksam zu machen. Das wird sich auch künftig nicht ändern.

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Quelle:
SZ vom 07.12.2017
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