Patientengeschichte:Dino mit Rückenschmerzen

Wer denkt, ein schmerzender Rücken sei ein Phänomen der Neuzeit, der irrt. Bereits Dinosaurier plagte das Kreuz, berichten deutsche Forscher.

Nicht nur Menschen leiden unter Rückenschmerzen - auch Dinosaurier hatten schon vor rund 150 Millionen Jahren Probleme mit dem Rücken. Das fanden Wissenschaftler des Museums für Naturkunde Berlin, der Charité Universitätsmedizin Berlin und der Universität Bonn jetzt heraus.

Patientengeschichte: Florian Witzmann (Mitte), Patrick Asbach (rechts) und Oliver Hampe (links) mit ihrem Urzeit-Patienten.

Florian Witzmann (Mitte), Patrick Asbach (rechts) und Oliver Hampe (links) mit ihrem Urzeit-Patienten.

(Foto: Foto: Museum für Naturkunde, Humboldt-Universität zu Berlin)

Sie untersuchten einen Wirbel eines Dinosauriers mit Hilfe modernster Medizintechnik und stellten fest, dass der uralte Patient an einer angeborenen Wirbelfehlbildung litt. Demnach wuchs bei dem pflanzenfressenden, nur schafsgroßen Dysalotosaurus ein Wirbel falsch zusammen und bereitete dem behinderten Dino lebenslang Schmerzen.

Diese heute auch bei Menschen als hemimetamere Segmentverschiebung bekannte Krankheit wurde damit erstmals bei Dinosauriern nachgewiesen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im Fachjournal Anatomical Record.

Der Wirbel des Dysalotosaurus wurde zusammen mit hunderten weiteren Einzelknochen und dutzenden Skeletten bereits vor rund 100 Jahren im heutigen Tansania gefunden. Auf den ersten Blick sei dieser Wirbel zwar unscheinbar, weise aber ungewöhnliche Fehlbildungen auf, teilte das Naturkundemuseum Berlin mit.

Bislang konnten die Wissenschaftler das Problem nicht genauer erklären, nun offenbarte jedoch eine Mikro-Computertomographie die sogenannte Halbwirbelbildung, die es auch bei menschlichen Neugeborenen gibt.

Die Ursache: In Embryonen entstehen die Wirbel aus zwei Anlagen, eine auf jeder Körperseite, die während des Wachstums miteinander verschmelzen. Kommt es bei diesem Prozess jedoch zu Fehlern, können Halbwirbel entstehen.

Der Dinosaurier litt den Angaben zufolge unter einer besonderen Form der Fehlbildung, bei der nicht die direkt gegenüberliegenden, sondern die schräg gegenüberliegen Anlagen miteinander verschmolzen. Den Erkenntnissen der Wissenschaftler zufolge litt der Dysalotosaurus zudem unter einer schweren Skoliose (seitliche Verbiegung der Wirbelsäule) und wurde auch nicht sehr alt.

Diese Ergebnisse seien allerdings nicht nur ein Einblick in das persönliche Schicksal dieses speziellen Dinosauriers, erklärte das Team um den Paläontologen Florian Witzmann vom Museum für Naturkunde. "Sie zeigen vor allem, dass vom Menschen bekannte Fehlbildungen wie diese offenbar auf fundamentale Defekte im Entwicklungsprogramm zurückgehen, die bei allen Wirbeltieren auftreten können - auch bei denen, die viele Millionen Jahre vor der Erfindung des ergonomischen Bürostuhls ausgestorben sind."

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