Studie:Was Papageien zum Sprechen bringt - und was nicht

Studie: Graupapageien zählen zu den talentiertesten Rednern unter den Vögeln.

Graupapageien zählen zu den talentiertesten Rednern unter den Vögeln.

(Foto: imago stock&people)

Wie viele Wörter und Sätze Papageien beherrschen, hängt entscheidend von der Art ab. Aber warum ahmen sie überhaupt den Menschen nach?

Von Nadja Tausche

Papageien können nicht nur sprechen, sie können auch ihr Leben lang neue Ausdrücke dazulernen. Trotzdem haben ältere Vögel im Durchschnitt kein größeres Sprachrepertoire als jüngere - das hat eine groß angelegte Studie mit 877 Papageien ergeben, die im Wissenschaftsmagazin Scientific Reports veröffentlicht wurde. Wie groß das Sprachrepertoire der Vögel ist, hängt aber entscheidend von der Papageienart ab. Mit Abstand am meisten Töne, Wörter und Sätze beherrschen Graupapageien, Psittacus erithacus.

Für die Studie haben vier Forscherinnen Fragebögen an insgesamt 756 Papageienhalter verschickt und sie nach dem Sprechverhalten und dem Lebenslauf ihrer Vögel befragt. Die überraschendste Erkenntnis für Lauryn Benedict, Professorin an der University of Northern Colorado und eine der Autorinnen: 89 Prozent der untersuchten Papageien können ihre sprachlichen Ausdrücke im Umgang mit Menschen passend einsetzen. "Ich habe nicht erwartet, dass so viele Papageien wissen, wann man bestimmte Wörter und Sätze sagt", sagt Benedict.

Die an der Studie beteiligten Papageienhalter gaben an, dass 36 Prozent ihrer Tiere manchmal und 53 Prozent oft ihr Sprachwissen "angemessen in menschlichem Kontext" anwandten. Die meisten Papageien kennen der Studie zufolge weniger als 15 Töne, Wörter oder Sätze. Aber: Ein kleiner Teil beherrscht sogar Repertoires von mehreren Hundert Tönen. Die meisten Vögel sind hierbei in der Lage, sich zu verbessern. Konkret heißt das, sie können zum Beispiel die Reihenfolge von Wörtern abändern.

Von Artgenossen lernen Papageien nicht viele neue Wörter

Eine weitere Erkenntnis aus der Studie: Geschlecht, Alter und soziale Interaktion mit anderen Papageien haben keinen entscheidenden Einfluss auf das Sprechverhalten der Tiere. Männliche und weibliche Papageien sprechen also gleich gut, wenn man alle Papageien der Studie artenübergreifend betrachtet. Bei einigen Arten gibt es hier Ausnahmen. Was die Rolle des Alters betrifft, war auch Benedict überrascht: "Wir hätten erwartet, dass die ältesten Vögel die größten Sprachrepertoires haben."

Eine Folgestudie könnte die Rolle der sozialen Interaktion noch näher untersuchen, so Benedict. Denn wenn zwei Papageien zusammenleben - warum hat dann der Papagei, der zusätzlich zu den Wörtern und Sätzen des Menschen auch noch die seines Kameraden lernen kann, kein größeres Sprachrepertoire als sein alleine lebender Gefährte? Möglicherweise, erklärt Benedict, lernen alle Papageien im Haushalt die gleichen Wörter - so gibt es nichts Neues, das sie sich von ihren Kameraden abschauen könnten. Eine andere mögliche Erklärung: Von Menschen lernen die Vögel menschliche Ausdrücke - von anderen Papageien nur "Papageiengeräusche".

Für das Lernen neuer Wörter und Sätze spielen Artgenossen keine allzu große Rolle, das bestätigt auch Anastasia Krasheninnikova vom Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz. Viel wichtiger sei die Interaktion mit dem Besitzer. Dass Papageien überhaupt menschliche Laute nachahmen, erklärt die Forscherin mit der Beziehung zwischen Papagei und Besitzer: "Das Lernen von Wörtern ist eine Art von sozialer Bindung, sozialer Interaktion."

Krasheninnikova forscht ebenfalls zur Fähigkeit von vokalem Lernen bei Papageien. Von der gerade erschienenen Studie könne man definitiv profitieren, sagt sie: "Es ist die erste größere Studie, die den Vergleich des Sprachrepertoires zwischen den Arten untersucht." Außerdem zeige die Studie, dass es gute Ergebnisse liefern könne, "Nicht-Wissenschaftler" in die Datenerhebung mit einzubeziehen - die Fragebögen haben schließlich Privatpersonen ausgefüllt. Aufpassen müsse man allerdings, ergänzt Krasheninnikova, weil die Antworten zum Sprachvermögen der Vögel somit von der subjektiven Einschätzung der Besitzer geprägt seien.

Mitautorin Christine Dahlin von der University of Pittsburgh at Johnstown hofft, dass die Studie einen Anreiz schafft, mehr für den Erhalt der zurückgehenden Papageienarten in der Wildnis zu tun. Und: "Ich hoffe, dass diese Studie mehr Enthusiasmus für die erstaunlichen Fähigkeiten von Papageien erzeugt", so Dahlin.

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