Panne beim Außeneinsatz:Leck im Raumanzug

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Luca Parmitano überstand die Panne beim Raumspaziergang unverletzt. (Foto: dpa)

Es war eine gefährliche Situation: Im Helm eines italienischen Astronauten hatten sich große Mengen Wasser angesammelt. Die Nasa rätselt, wie es zu dem Leck kommen konnte - und ob der Fehler auch bei anderen Anzügen derselben Modellreihe auftreten kann.

Von Alexander Stirn

Auch zwei Wochen, nachdem sich im Raumanzug des italienischen Astronauten Luca Parmitano große Mengen Wasser angesammelt haben, sucht die US-Raumfahrtbehörde Nasa noch immer nach der Ursache des Lecks. Erste Spuren deuten auf ein Problem mit dem tragbaren Lebenserhaltungssystem der Anzüge hin. Weitere Außeneinsätze auf der Internationalen Raumstation ISS sind vorerst gestoppt. Noch diese Woche will eine fünfköpfige Untersuchungskommission darüber beraten, welche Lehren aus dem bedrohlichen Zwischenfall gezogen werden können.

Parmitano hatte am 16. Juli gemeinsam mit seinem Nasa-Kollegen Christopher Cassidy die ISS verlassen, um zum zweiten Mal innerhalb einer Woche Außenarbeiten an der Station in Angriff zu nehmen. Nach etwa 45 Minuten klagte der Italiener über Feuchtigkeit in seinem Helm, zehn Minuten später waren bereits Augen und Ohren mit Wasser bedeckt - eine gefährliche Situation, da Flüssigkeit in der Schwerelosigkeit große Tropfen bildet und so das Risiko besteht, dass Menschen sich verschlucken oder sogar ersticken.

Unterstützt von Cassidy erreichte Parmitano, dessen Funk durch die Flüssigkeit ausgefallen war, unverletzt die Luftschleuse der Station. Dramatische Bilder, von der Nasa live ins Internet übertragen, zeigen einen erschöpften Astronauten.

Als die Kollegen ihn schließlich von seinem Helm befreien, schweben große Tropfen durch die ISS. Etwa ein bis eineinhalb Liter Wasser, so die vorläufige Schätzung der Nasa, hatten sich während des Ausstiegs im Anzug verteilt, hauptsächlich im Helm. Der Bereich vom Brustkorb abwärts blieb dagegen trocken.

Erste Vermutungen, Parmitanos Trinkbeutel könnte ausgelaufen sein, bestätigten sich nicht: Der Beutel, der für Astronauten bei den mehr als sechs Stunden langen Einsätzen unverzichtbar ist, wurde nach der Panne gefüllt, gefaltet, gequetscht - ohne Leck. Wie die Website Nasaspaceflight.com berichtet, zeigten auch die Sensoren im Anzug keine auffälligen Werte. Sie kontrollieren, ob Wasser mit dem richtigen Druck durch die kleinen Schläuche fließt, die in die Unterwäsche der Astronauten eingewebt sind und Körperwärme abführen sollen. Ein Leck in der Kühlunterwäsche und ihren Zuleitungen schließt die Nasa daher ebenfalls aus.

Die Fehlersuche konzentriert sich nun auf das Lebenserhaltungssystem. Der weiße Kasten auf dem Rücken der Astronauten entfernt den Wasserdampf, der sich bei der harten körperlichen Arbeit unweigerlich im Anzug bildet. Aus dem Rucksack könnte die Flüssigkeit über einen Schlitz in den Helm gelangt sein.

Zum Glück für die Nasa sind - außer dem abgebrochenen Einsatz - bis 2015 keine weiteren Ausstiege mit US-Anzügen geplant. Die Ausrüstung sollte aber auch für Notfälle einsatzbereit sein. Zwar sind Reserveanzüge an Bord. Doch ohne eine Fehleranalyse bleibt unklar, ob das Leck nicht auch bei anderen Anzügen derselben Modellreihe auftreten kann. Sicherheitshalber haben die Amerikaner in der Nacht auf Sonntag ein Reparaturset mit einem russischen " Progress"-Raumfrachter zur Station geschickt.

© SZ vom 29.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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