Süddeutsche Zeitung

Paläontologie:Rätsel um das Tullimonstrum ist gelöst

Vor 60 Jahren entdeckte ein Fossiliensammler ein Wesen mit einem sonderlichen Rüssel. Jetzt haben Forscher herausgefunden, worum es sich handelt.

Von Christian Endt

Im Jahr 1958 entdeckte Francis Tully in einem Kohlebergwerk im US-Bundesstaat Illinois ein seltsames Wesen. Das später nach dem Hobby-Fossiliensammler benannte Tullimonstrum ließ sich jahrzehntelang überhaupt nicht in die Systematik des Tierreichs einordnen. Niemand wusste, was der inzwischen ausgestorbene Organismus war. Am ehesten hielt man es für einen Wurm.

Nun konnten Forscher der Universität Yale das Rätsel lösen: Tullimonstrum gregarium war ein Wirbeltier und ist mit dem heute noch lebenden Neunauge verwandt, einer aalartigen Fischart. Tullimonstrum atmete über Kiemen und wurde meist gut 30 Zentimeter groß. Zwei Merkmale des Tiers, dessen Aussehen die Forscher anhand von mehr als 1200 Fossilien rekonstruiert haben, fallen besonders auf. Erstens der lange Rüssel, an dessen Spitze ein Gebiss mit vielen Zähnen sitzt.

Und zweitens die Augen, die auf einer Art Steg oberhalb des Kopfs liegen. "Es hat große Augen und viele Zähne, also war es vielleicht ein Raubtier", schließt Victoria McCoy daraus, die Hauptautorin der nun in Nature veröffentlichten Studie. Die in der Kohlemine in Illinois gefundenen Fossilien sind etwa 300 Millionen Jahre alt und weltweit die einzigen bekannten Exemplare von Tullimonstrum. Wann die Art entstand und wann sie wieder ausstarb, ist daher weiterhin unklar.

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Quelle:
SZ vom 17.03.2016/fehu
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