Paläontologie:Das Krokodil, das Säugetier sein wollte

Vor 80 bis 110 Millionen Jahren lebte im heutigen Afrika ein Krokodil, das nicht nur etwa so groß war wie eine Katze - es verhielt sich offenbar auch so ähnlich wie ein Säugetier.

Wissenschaftler haben in Afrika ein katzengroßes Krokodil aus der Kreidezeit entdeckt, das seine Beute nicht einfach verschlang, sondern sie vorher kaute - eine für Krokodile ungewöhnliche Ernährungsweise.

Katzen-Krokodil hatte Säugetierzähne

Das katzengroße Ur-Krokodil "Pakasuchus" aus dem heutigen Afrika hat offenbar unter anderem Insekten verspeist. Sein Name setzt sich aus dem dem Suaheli-Wort Paka für Katze und dem griechischen Souchos für Krokodil zusammen.

(Foto: Mark Witton/University of Portsmouth)

"Als wir seine Zähne näher betrachteten, war uns gleich klar, dass wir vor etwas Neuem und Aufregendem stehen", erklärte Forschungsleiter Patrick O'Connor von der Ohio University in Athens, USA, in der Fachzeitschrift Nature.

Das vor zwei Jahren in Tansania ausgegrabene Krokodil mit Namen Pakasuchus kapilimai lebte demnach vor 80 bis 110 Millionen Jahren - und zwar überwiegend an Land und nicht im Wasser wie seine modernen Verwandten. Darauf deuten seine Nasenöffnungen hin, die sich an der Vorderseite des Schädels befinden, während seine modernen Verwandten über Öffnungen weiter oben am Kopf atmen.

Pakasuchus besaß ein ausgebildetes Gebiss mit Eck- und Backenzähnen und ernährte sich vermutlich von Insekten und anderen kleinen Tieren. Die bewegliche Wirbelsäule und der eher kleine Rückenpanzer deuteten darauf hin, dass das Urzeit-Krokodil in die Luft springen konnte, um nach Libellen und ähnlichen Beutetieren zu schnappen, heißt es in der Studie.

Heutige Krokodile lauern im Wasser auf ihre Beute und verschlingen ihre Opfer ganz oder in großen Stücken. Das jetzt entdeckte Tier dagegen "hat sich allem Anschein nach ganz schön Mühe gegeben, ein Säugetier zu sein", scherzte O'Connor.

Die Forscher hatten 2008 Teile der Skelette von fünf der kleinen Krokodile im Westen von Tansania entdeckt, und Schädel sowie Zähne des am besten erhaltenen Fossils genau untersucht. Dazu verwendeten sie eine Art Computertomographie, um ein dreidimensionales Bild des Schädels zu erstellen und die Bewegung der Kiefer zu rekonstruieren."

Ausgestorben wie die Dinosaurier

Pakasuchus gehört zur Gruppe der Notosuchidae, von denen Fossilien in Afrika, Madagaskar und Südamerika gefunden wurden. Die Tiere zeigen eine Vielzahl unterschiedlicher Gebisse - allerdings hatten die bisher entdeckten Exemplare keine solche Ähnlichkeit mit Säugetieren wie Pakasuchus.

Wären nur Zähne der Tiere entdeckt worden", kommentierte Greg Buckley of Roosevelt University in Schaumburg, Illinois, den Fund seines Kollegen auf der Internetseite von Nature, "dann hätte man sie vermutlich fälschlich für Säugetierzähne gehalten".

Nun rätseln die Wissenschaftler noch, wieso die Tiere zwar den für heutige Krokodile typischen Panzer fast vollständig verloren hatten, Teile davon aber doch noch auf ihrem Rumpf saßen. "Es ist ziemlich schwierig, ein sinnvolles Modell für dieses Arrangement zu entwickeln", zitiert Nature O'Connor.

Pakasuchus und andere Vertreter der Notosuchidae verschwanden gleichzeitig mit den Dinosauriern - und vermutlich aus dem selben bislang noch nicht endgültig geklärten Grund. "Die Vorfahren der modernen Krokodile waren in der Lage, die Katastrophe zu überstehen und entwickelten schließlich den Bauplan der Krokodile, wie wir sie heute sehen", erklärte der Paläontologe.

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