MeinungUmwelt:In zehn Jahren die Welt retten

Kommentar von Tina Baier

Lesezeit: 2 Min.

Ein Fischkutter im Hafen von Freest, Mecklenburg-Vorpommern. (Foto: Stefan Sauer/dpa)

Die Ostsee soll sich bald erholen, und auch die Weltnaturschutzkonferenz will in der kommenden Dekade alles besser machen. Ob es diesmal funktioniert, ist fraglich.

Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Ein Kind, das jetzt mit acht in die dritte Klasse geht und mit Autos spielt, ist dann volljährig und macht wahrscheinlich den Führerschein. In der Ostsee wird es dann vielleicht viele Quallen und Algen geben, aber keine Schweinswale mehr.

Der schlechte Zustand der Ostsee ist sogar schon länger als zehn Jahre bekannt. Vergangene Woche haben sich wieder einmal die Anrainerstaaten getroffen und beschlossen, dass sich das jetzt ändern soll. Diesmal aber wirklich. Und zwar bis in - man ahnt es schon - zehn Jahren. Bis dahin soll der "gute ökologische Zustand" wiederhergestellt sein. Genau dasselbe Ziel hatte der letzte "Aktionsplan" zur Rettung der Ostsee, der 2007 verabschiedet wurde. Verbessert hat sich seither: nichts.

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Noch immer fließen Gülle und andere Düngemittel in die Ostsee und verursachen "tote Zonen" auf dem Meeresgrund, in denen es keinen Sauerstoff und daher kaum Leben gibt. Noch immer darf in der Ostsee mit riesigen Schleppnetzen gefischt werden, die den Boden zerstören und in denen sich Schweinswale, Seevögel und andere Tiere verheddern und ertrinken. Noch immer darf mit Schallkanonen nach Öl und Gas gesucht werden. Und noch immer rosten dort 1,6 Millionen Tonnen Munition und 5000 Tonnen chemische Kampfstoffe aus dem Zweiten Weltkrieg vor sich hin.

Zehn Jahre sind ein schlechter Zeitrahmen. Sie signalisieren, dass man nicht sofort anfangen muss, es ist ja noch ganz viel Zeit. Plötzlich sind sie dann doch vorbei, und man stellt fest: Leider alle Ziele verfehlt. So wie beim Aktionsplan von 2007, der in der Theorie gar nicht so schlecht war; in der Praxis hat man aber bis heute nur bei einem Viertel der Maßnahmen überhaupt damit angefangen, sie umzusetzen.

Damit sich dieses Versagen nicht wiederholt, wäre es sinnvoll, kürzere Fristen zu setzen, in denen dann Teilziele erreicht werden müssen. Zum Beispiel: Von 2023 an dürfen in der Ostsee keine Schallkanonen mehr eingesetzt werden. Eine alternative Technik gibt es bereits. Wer sich nicht an die Abmachungen hält, sollte Konsequenzen zu spüren bekommen.

Willensbekundungen und schöne Worte reichen nun einmal nicht, um die Ostsee zu retten. Und schon gar nicht die ganze Welt. Auch die Weltnaturschutzkonferenz hat ja fast alle Ziele aus dem Jahr 2010 verfehlt, die das Artensterben bis 2020 wenigstens verlangsamen sollten. Jetzt soll es einen neuen Plan geben. Bis zum Jahr 2030 wird alles besser. Jetzt aber wirklich.

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