Ornithologie:Familienreise

Schwanzmeisen scheinen einen ausgeprägten Familiensinn zu haben. Zumindest sind es die einzigen Singvögel, bei denen die Jungtiere mit ihren Eltern ins Winterquartier fliegen. Während des Langstreckenflugs passen die Alten auf die Jungen auf.

Von Katrin Blawat

Als junger Erwachsener mit den Eltern zu verreisen, ist uncool, hat aber einen Vorteil: Man muss sich nicht um alles selbst kümmern. Das mag auch die Schwanzmeise dazu bewogen haben, ein für Singvögel ungewöhnliches Verhalten zu entwickeln. Als bisher einzige bekannte Vertreter dieser Gruppe brechen junge Schwanzmeisen im Herbst in Begleitung ihrer Eltern zum Langstreckenflug auf ( Behavioral Ecology and Sociobiology).

Ein Team von Biologen um Raisa Chetverikova von der Staatlichen Universität St. Petersburg erkannte die Verwandtschaftsverhältnisse in zwei migrierenden Populationen von Schwanzmeisen durch genetische Untersuchungen. Schwanzmeisen leben in Nord- und Osteuropa sowie dem Nordosten Asiens. Die in der Studie untersuchte Unterart zieht bis zu 1600 Kilometer weit. Von einer anderen, nicht ziehenden Unterart ist schon länger bekannt, dass sie rund ums Jahr enge Familienbeziehungen pflegt. Doch unter migrierenden Singvögeln war so ein enger Zusammenhalt unterwegs bisher nicht bestätigt. Andere Singvögel machen sich einzeln auf den Weg oder schließen sich zufällig mit Artgenossen zusammen. Der Familien-Mitzug könnte für die jungen Schwanzmeisen den Vorteil haben, dass die Eltern sie unterwegs vor Fressfeinden und aggressiven Artgenossen schützen, vermuten die Forscher.

© SZ vom 02.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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