Orientierung:Wie das Gehirn einen U-Bahn-Plan liest

Berlin

Berliner U-Bahn-Plan des südkoreanischen Designstudios Zero per Zero

(Foto: Ji-hwan Kim/ Zero per Zero)

Das Gehirn löst komplexe Aufgaben, in dem es sie unterteilt. Daher ist für die Orientierung in der U-Bahn auch nicht die reine Distanz zwischen Start und Ziel entscheidend.

Von Christian Endt

Um sich in der Welt zurechtzufinden, sucht der Mensch unablässig nach Mustern. Er unterscheidet zwischen Vögeln und Insekten, ordnet seine Plattensammlung alphabetisch und hält Städte für weiter entfernt, nur weil sie in einem anderen Bundesland liegen.

Das Denken in Kategorien spart dem Gehirn viel Arbeit. Das zeigt auch eine Studie, die Forscher von Google, der Universität Oxford und des University College London im Fachblatt Neuron veröffentlicht haben. Die Wissenschaftler gaben Testpersonen einen fiktiven U-Bahn-Plan und ließen sie die Route von einem Punkt zu einem anderen bestimmen. Dabei beobachteten die Forscher mittels eines Hirnscanners, was in den Gehirnen der Probanden passierte. Sie stellten fest: Nicht die bloße Entfernung zwischen Start und Ziel ist entscheidend für die Gehirnaktivität. Vielmehr hängt die kognitive Anstrengung mit der Anzahl der nötigen Umstiege zusammen.

Die Autoren der Studie sehen darin einen Beleg dafür, dass das Gehirn komplexe Aufgaben vereinfacht, indem es sie in Hierarchien unterteilt: Statt um einzelne Stationen kümmert es sich nur um die Fahrten auf dem Weg zum Ziel. Deren Verlauf kann man so oder so darstellen - im Fall Berlins auch als Bärenkopf, so wie in dieser Version des südkoreanischen Designstudios Zero per Zero.

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