Süddeutsche Zeitung

Meeresbiologie:Killerwale schlagen zurück

Vor den Küsten Spaniens und Portugals häufen sich derzeit die Angriffe von Orcas auf Segelboote.

Von Christian Weber

Es klingt wie eine Szene aus einem mittelguten Horrorfilm: Als neun Orcas die 14-Meter-Yacht vor der spanischen Küste umzingelten, war die 23-jährige Biologin Victoria Morris erst mal begeistert. Schließlich hatte sie schon häufiger freundliche Begegnungen mit ihnen erlebt, berichtete sie dem Guardian. Doch dann fingen die schwarz-weißen Schwertwale, die im Volksmund auch Killerwale heißen, an anzugreifen: Über eine Stunde lang rammten sie den Rumpf, bissen das Ruderblatt ab, brachten das Boot zum Rotieren. Es wirkte "total orchestriert", sagte Morris. Die vierköpfige Crew funkte "Mayday", die Küstenwacht schleppte das manövrierunfähige Boot ab.

Es war nur einer von mehreren derartigen Zwischenfälle in der Straße von Gibraltar bis Galizien in den vergangenen zwei Monaten. Immer wieder greifen die hochintelligenten Orcas derzeit mittelgroße Yachten an, zerstören die Ruder und bringen Segler in Seenot. Sogar Verletzte gab es bereits. Insbesondere ein Schwarm scheint mittlerweile regelmäßig auf die Jagd nach Segelbooten zu gehen.

Trotz der häufig brutal anmutenden Jagdmethoden der Orcas, waren bislang nur wenige Angriffe auf Menschen bekannt, zumindest nicht in der freien Wildbahn. Die derzeitigen Geschehnisse im Mittelmeer finden Wissenschaftler ungewöhnlich und besorgniserregend. Ein Grund könnte der zunehmende Stress für die Tiere insbesondere in der stark befahrenen Straße von Gibraltar sein: Die rund 50 dort noch lebenden Orcas leiden unter Lärm, Verschmutzung und Überfischung, häufige kommt es zu Konflikten mit Fischern, die mit den Walen um Thunfisch konkurrieren.

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