Süddeutsche Zeitung

Ökologie:Krötenschwund

Viele einheimische Frösche, Lurche und Unken sind bedroht, erklärt die Bundesregierung auf Anfrage. Nur fünf von 14 Froschlurcharten sind ungefährdet. Abholzung, Abfälle und der Bau von Siedlungen setzen den Amphibien zu.

Von Christoph von Eichhorn

An Tümpeln und Teichen ist um diese Jahreszeit oft lautes Quaken zu hören - doch viele Frösche, Kröten und Unken in Deutschland sind bedroht. Von den 14 einheimischen Arten sind nur fünf ungefährdet, wie die Bundesregierung auf Anfrage der Grünen darlegt. Gelbbauch- und Rotbauchunken gelten als "stark gefährdet", fünf weitere Arten als "gefährdet". Der Kleine Wasserfrosch wird als "gefährdet mit unbekanntem Ausmaß" eingeschätzt, die Kreuzkröte steht auf einer Vorwarnliste.

In Deutschland leben insgesamt 15 Froschlurcharten, also Frösche, Kröten und Unken. Dazu zählt auch der amerikanische Ochsenfrosch, eine invasive Art, die sich hierzulande ausgebreitet hat. Alle stark gefährdeten und gefährdeten Arten, sowie die Kreuzkröte und der nicht gefährdete Grasfrosch "zeigen im kurzfristigen Bestandstrend bundesweit starke Abnahmen oder eine Abnahme unbekannten Ausmaßes", schreibt das Bundesumweltministerium. "Auch Frösche, Unken und Kröten sind betroffen von den Auswirkungen der Klimakrise und dem Verlust von Lebensräumen", sagte die naturschutzpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Steffi Lemke.

Eine Pilzinfektion dezimiert seit Jahrzehnten etliche Amphibienarten

Zu den Ursachen des Rückgangs machte die Bundesregierung keine Angaben. Laut Internationaler Naturschutzunion IUCN ist etwa die Gelbbauchunke von der Erschließung von Wohn- und Gewerbegebieten, Abholzung und industrieller Verschmutzung bedroht. Weltweit setzt zudem die Ausbreitung des wahrscheinlich aus Asien stammenden Chytridpilzes etlichen Arten zu. Die Krankheit zersetzt die Haut von Fröschen und anderen Amphibien. Laut einer aktuellen Studie im Fachmagazin Science hat der Pilz innerhalb der letzten 50 Jahre mehr als 500 Amphibienarten dezimiert, 90 davon sind dadurch ausgestorben. Die Epidemie wütet besonders schlimm in Australien sowie in Mittel- und Südamerika.

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Quelle:
SZ vom 29.04.2019
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