Ökologie:Das wahre Dschungelcamp

Außergewöhnliche Kooperation: Auf Borneo schläft eine Fledermaus in einer fleischfressenden Pflanze. Der Säuger ist darin geschützt und entrichtet dafür regelmäßig Miete.

Claudia Füßler

Die Kannenpflanze und die Hardwicke-Wollfledermaus auf Borneo haben eine ungewöhnliche Beziehung: Die zierliche, gerade einmal vier Gramm schwere Fledermaus schläft in den Röhren der fleischfressenden Tropenpflanze, haben Forscher um Ulmar Grafe von der Universität Brunei Darussalam jetzt beobachtet ( Biology Letters, online).

Eine Hardwicke-Wollfledermaus in einer Kannenpflanze auf Borneo. (Foto: Reuters/M. Struebig/Universiti Brunei Darussalam)

Von der Kooperation profitieren beide. Die Wollfledermaus kann tagsüber an einem sicheren Ort schlafen. Die Kannenpflanze zieht aus den Exkrementen ihres Gastes Stickstoff, den sie zum Wachsen braucht. Zwar sind auch schon Spitzmäuse dabei beobachtet worden, wie sie die Nepenthes rafflesiana elongata als Toilette benutzt haben. Doch dass ein Säugetier in den Röhren auch wohnt, ist bisher einmalig.

Die fleischfressende Kannenpflanze wächst vor allem in nährstoffarmen Sumpfwäldern und Heidelandschaften auf Borneo. Sie ist auf gehaltvolle Nahrung wie Insekten angewiesen. In früheren Studien wurde bereits gezeigt, dass diese Art aber wesentlich seltener Insekten fängt als andere Kannenpflanzen auf Borneo. Das liegt, wie man jetzt weiß, zum einen daran, dass die Röhren mehrere Stunden am Tag besetzt sind, zum anderen schließt der Fledermauskot offensichtlich die Nährstofflücke.

Damit die Wollfledermaus nicht versehentlich in die Verdauungsflüssigkeit am Boden der Röhre gelangt, hat die Kannenpflanze Vorkehrungen getroffen: Ihre Röhren sind nach unten hin verjüngt, und der Flüssigkeitspegel sinkt, wenn eine Fledermaus sich einquartiert.

Oder zwei - in den bis zu 25 Zentimeter langen Röhren ist genug Platz für Pärchen. Die schätzen die Trockenheit und den ungestörten Schlaf, da sie vor blutsaugenden Parasiten sicher sind, die sich gern in Höhlen tummeln. Der Kannenpflanze hilft es: Je mehr Übernachtungsgäste, desto mehr nahrhafter Kot.

© SZ vom 27.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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