Süddeutsche Zeitung

Non-Fiction:Kryptonit existiert!

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Superman ist eine Erfindung - doch das Gestein, das ihm die Kräfte raubt, gibt es wirklich, sagt ein britischer Wissenschaftler.

Markus C. Schulte von Drach

Kryptonit, das Gestein, das Superman die übermenschlichen Kräfte raubt, war bislang nur den Lesern von Comics oder Kinobesuchern bekannt. Und bis jetzt dachte man, dass es sich bei dem Helden und dem Mineral lediglich um Fiktionen handelt.

Doch zumindest für das Gestein stimmt dies nicht. In einer serbischen Mine wurde letztes Jahr ein Mineral entdeckt, dessen chemische Zusammensetzung dem von Kryptonit weitgehend entspricht.

Chris Stanley vom Natural History Museum in London war von Forschern des Bergbauunternehmens Rio Tinto gebeten worden, das Gestein aus einer Mine in Serbien zu untersuchen. Die Experten des Unternehmens waren nicht in der Lage, eine Übereinstimmung mit einem bislang bekannten Mineral zu finden.

Doch nachdem Stanley die Zusammensetzung analysiert hatte, erlebte er eine Überraschung.

"Am Ende meiner Untersuchung", berichtete Stanley dem britischen Nachrichtensender BBC, suchte ich im Internet mit der chemischen Formel des Gesteins - Natrium, Lithium, Bor, Silikat, Hydroxid - und stellte fest, dass sie bereits veröffentlicht war." In dem Film "Superman Returns".

Dort klaut der Gegner des Helden, Lex Luthor, Kryptonit aus einem Museum. Und aufmerksame Zuschauer konnten in dieser Szene erfahren, dass es sich um Natrium-Lithium-Bor-Silikathydroxid handelt.

Zwei Unterschiede stellte Stanley zwischen dem neu entdeckten Gestein und dem Kryptonit allerdings fest.

Im Gegensatz zum fiktiven Original enthält es kein Fluor und keine Spuren des Elements Kryptonium (Ordnungszahl 126), das bislang auch nur in der Superman-Literatur existiert. Und vermutlich stammt es auch nicht vom Planeten Krypton, Supermans Heimat, der eigentlichen Quelle des Kryptonits.

Darüber hinaus hat das Mineral auch nichts mit dem real existierenden Edelgas Krypton (Ordnungszahl 36) zu tun, sodass es den Regeln der internationalen Nomenklatur gemäß nicht Kryptonit genannt werden kann.

Der britische Wissenschaftler wird das Mineral deshalb im European Journal of Mineralogy unter dem Namen Jadarit beschreiben, nach dem Fundort des Gesteins, dem Jadar-Basin in Serbien.

Anders als im Film ist das Jadarit übrigens nicht grün, sondern weiß. Doch wie Superman-Fans wissen, existiert Kryptonit in einer ganzen Reihe von Farben und Formen mit unterschiedlicher Wirkung.

Erstmals war es 1949 in einem Superman-Comic zu sehen - in rot. Seitdem ist es in verschiedenen Variationen aufgetaucht, vor allem in grün, aber unter anderem auch in blau, schwarz, gold und . . . weiß.

In dieser Form bringt es sämtliche Pflanzen in der unmittelbaren Umgebung um. Diesen Effekt hat das neu entdeckte Mineral zum Glück offenbar nicht.

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