Süddeutsche Zeitung

Neuropsychologie:War da nicht was?

Hochzeitstag? Geburtstag? Frauen mittleren Alters erinnern sich tatsächlich besser als Männer.

Von Christian Weber

Es ist ein hartnäckiges Klischee, wonach Männer dazu neigen, wichtige Daten wie Hochzeits- und Geburtstage zu vergessen. Doch ein bisschen Wahrheit könnte an dieser Annahme dran sein. Darauf deutet zumindest eine Studie hin, die jetzt ein Team um die Psychologin Dorene Rentz von der Harvard Medical School im Fachmagazin Menopause publiziert hat. Ihre Studie an 212 Probanden beiderlei Geschlechts im Alter von 45 bis 55 Jahren ergab, dass Frauen bei allen Arten von Gedächtnistests besser abschneiden als Männer. So untersuchten die Forscher unter anderem, wer sich schneller, genauer und detaillierter an autobiografische Ereignisse erinnern, und wer besser Namen und Wörter verarbeiten kann. Die Studienautoren vermuten, dass für diese größere kognitive Leistungsfähigkeit insbesondere die weiblichen Sexualhormone verantwortlich sind. Besonders wichtig scheint ein von den Eierstöcken produziertes Östrogen - das Östradiol - zu sein. So weiß man, dass niedrige Östrogen-Spiegel die Balance von Botenstoffen im Gehirn wie Dopamin, Serotonin und GABA stören. Das wiederum kann zu Gemütsschwankungen führen und kognitive Funktionen wie das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigen. Abnehmende Östradiol-Level nach der letzten Monatsblutung sind wahrscheinlich auch ein Grund für abnehmende kognitive Leistungen bei älteren Frauen.

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Quelle:
SZ vom 11.11.2016
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