Neurobiologie:Hunger macht mutig

Zebrafish young, SEM
(Foto: Steve Gschmeissner/Science Photo)

Zebrafischlarven mit leerem Magen schwimmen großen Beutetieren hinterher, die sie sonst meiden würden. Wahrscheinlich können sie Eßbares auch besser sehen.

Von Tina Baier

Wer jemals hungrig im Supermarkt war und deshalb viel zu viel eingekauft hat, kennt das: Ein leerer Magen beeinflusst das Verhalten. Das gilt offenbar auch für Zebrafischlarven. Die Tiere gehen zwar nicht einkaufen, dafür verfolgen sie plötzlich große Beutetiere, an die sie sich unter normalen Umständen nie heranwagen würden. Das haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Neurobiologie in Martinsried bei München herausgefunden, indem sie computeranimierte Kreise unterschiedlicher Größe durch das Sichtfeld der Fischlarven ziehen ließen (Neuron, online). Satte Tiere verfolgten bei diesem Experiment kleine Punkte als potenzielle Beute - großen wichen sie dagegen aus. Schließlich könnte es sich dabei auch um einen Feind handeln, der ebenfalls auf Futtersuche ist. Zebrafischlarven mit leerem Magen gingen dagegen ein höheres Risiko ein und schwammen auch großen Punkten hinterher. "Wir vermuten, dass hungrige Fischlarven potenzielle Beute auch besser sehen können als satte", sagt Studienautor Herwig Baier. Die Wissenschaftler haben nämlich beobachtet, dass der Bereich im Gehirn, der für das Sehen zuständig ist, bei Tieren mit Appetit aktiver ist.

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