Neuer Nasa-Chef Charles Bolden:In schwieriger Mission

Lesezeit: 2 min

Pünktlich zum Mondfahrt-Jubiläum ist der frühere Astronaut Charles Bolden als neuer Chef der US-Weltraumbehörde Nasa bestätigt worden. Auf ihn warten große Herausforderungen.

Der der frühere Astronaut und Kampfflieger Charles Bolden soll die US-Weltraumbehörde Nasa in die Zukunft führen. Der US-Senat erteilte dem 62-Jährigen in der Nacht zu Donnerstag die erforderliche Zustimmung für den Chefposten der Riesenbehörde, die unter technischen Pannen und Finanzknappheit leidet. Boldens Aufgabe: Der Nasa eine neue Mission geben.

Vom Astronaut zum Nasa-Chef: Charles Bolden (Foto: Foto: dpa)

Bolden ist der erste Afroamerikaner an der Spitze der Nasa. Seine Berufung beschränkt sich aber nicht aufs Symbolische. Wichtig für seine künftigen Mitarbeiter in der Behörde dürfte sein, dass er ein ausgewiesener Weltraumprofi ist - und damit einer der ihren.

Vier Mal reiste er an Bord eines Space Shuttle in den Weltraum. 1990 war er an der Mission beteiligt, die das berühmte Weltraumteleskop Hubble ins All brachte. In der über 50-jährigen Geschichte der Nasa ist er erst der zweite Astronaut, der es an ihre Spitze geschafft hat.

Der Ex-Generalmajor stand allerdings vorübergehend im Visier der Öffentlichkeit, weil er der Lobby-Tätigkeit verdächtigt wurde. Er hatte bis vor kurzem Verbindungen zur Raumfahrtindustrie. Er war Vorstandsvorsitzender von Jack and Panther, einer Beratungsfirma für Militär- und Weltraumflüge.

In seiner ersten Reaktion auf die Senats-Bestätigung machte Bolden deutlich, dass er die Nasa vor eine Wegscheide sieht: "Wir müssen uns heute entscheiden: Entweder investieren wir in unsere hart erkämpfte technologische Führungsrolle in der Welt", sagte er. "Oder wir überlassen dieses Engagement anderen Nationen."

Bolden sprach sich dafür aus, weiter in die Internationale Raumstation ISS zu investieren und die Weltraum-Forschung voranzutreiben. Auch in der Umwelt-und Klimaforschung sieht er eine Rolle für die Nasa.

Es war ein durchaus symbolträchtiger Zufall, dass das Senatsvotum für Bolden fast zeitgleich mit dem erfolgreichen Start des Space Shuttle Endeavour ins All erfolgte. Das Shuttle steht für die Vergangenheit der Nasa, Bolden soll für ihre Zukunft stehen.

Im kommenden Jahr sollen die Raumgleiter ausgemustert werden. Zu unsicher, zu teuer sind sie im Unterhalt. Das Nachfolgeprogramm Constellation, das zur traditionellen Kombination von Trägerrakete und Raumkapsel zurückkehrt, soll frühestens 2015 einsatzbereit sein.

Bis dahin kann Bolden, ein Anhänger bemannter Raumfahrt, die Astronauten der USA nur an Bord russischer Raketen ins All schicken lassen. Noch von der früheren Regierung unter George W. Bush stammt die Vorgabe, mit der Constellation bis 2020 wieder einen Menschen auf den Mond zu bringen und danach sogar den Mars anzusteuern.

Doch das Geld für das Projekt fehlt, die Kosten laufen davon. Ende August steht die erste Weichenstellung an: Dann soll eine Kommission, die von US-Präsident Barack Obama eingesetzt wurde, ein Expertenurteil über Sinn und Machbarkeit des Projekts abgeben.

Verschärft wird die Verunsicherung über die künftige Rolle der US-Raumfahrt durch nachlassendes öffentliches Interesse. Bushs Ankündigung von Reisen zu Mond und Mars vermochte 2004 nicht jene Begeisterung zu entfachen, die vor 40 Jahren den Wettlauf zum Mond begleitete.

Boldens politischer Förderer und früherer Astronauten-Kollege Bill Nelson, inzwischen Senator in Washington, hofft, dass der neue Nasa-Chef "die Magie jener Tage zurückbringen wird, in denen wir in Raketen zum Mond gereist sind".

Bolden hatte jene Zeit, die sechziger Jahre, als Kampfpilot im Vietnamkrieg verbracht. Mehr als 6000 Flugstunden sammelte er dabei an. Das Militär hatte ihm einen Aufstieg ermöglicht, der für einen Mann seiner Zeit und seiner Herkunft nicht selbstverständlich war. Bolden wuchs in South Carolina im tiefen Süden der USA auf, wo er den schmerzlichen Alltag der Rassentrennung miterlebte.

Nach dem Ausscheiden aus der Luftwaffe nahm ihn die Nasa in ihr Astronautenprogramm auf, Bolden steuerte unter andere die Discovery als Kommandeur ins All. In den neunziger Jahren kehrte er vorübergehend zu den Streitkräften zurück. Auch dort hatte er wieder Erfolg und brachte es auf den Rang eines Generalmajors bei der Marineinfanterie.

© AFP/dpa/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: