Naturschutz:Bush ruft weltweit größtes Meeresschutzgebiet aus

Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit macht US-Präsident Bush Umweltschützern eine Freude. Er hat ein Gebiet von der Größe Spaniens im Südpazifik zum Naturschutzgebiet erklärt.

US-Präsident George W. Bush hat ein Gebiet von der Größe Spaniens im Südpazifik zum Naturschutzgebiet erklärt.

Wie das Weiße Haus mitteilte, wird es drei neue Reservate geben: das Marianas Trench Marine National Monument, das Pacific Remote Islands Marine National Monument und das Rose Atoll Marine National Monument. Auf einer Gesamtfläche von rund 500.000 Quadratkilometern wird dort künftig Meeresbergbau und gewerbliche Fischerei nur noch stark eingeschränkt erlaubt sein.

Das weltweit größte Meeresschutzgebiet umfasst den 2400 Kilometer langen Marianengraben mit dem tiefsten Punkt der Erde, Inseln der Nördlichen Marianen, das Rose-Atoll in Amerikanisch-Samoa und eine Kette abgelegener Inseln im Zentralpazifik, die sogenannten Remote Islands.

Geschützt werden damit Korallenriffe, in denen sich seltene Haiarten und andere Raubfische, bedrohte Schildkrötenarten und Millionen Seevögel tummeln. "Das Gebiet ist sehr, sehr groß", sagte der Umweltexperte des Weißen Hauses, James Connaughton. Innerhalb weniger Jahre sei damit beim Naturschutz auf den Ozeanen verwirklicht worden, was an Land ein Jahrhundert gedauert habe.

In der neuen Schutzzone soll laut Connaughton das Fischen in mehreren Inselregionen in einem Umkreis von bis zu 50 Seemeilen verboten werden. Auch die 21 Vulkane und Hydrothermalquellen in der Tiefsee sollen besonders geschützt werden. Fangerlaubnisse für Einheimische, zu touristischen oder Forschungszwecken sollen von Fall zu Fall erteilt werden.

Das bislang größte Meeresschutzgebiet weltweit lag um die Phoenixinseln im Südpazifik, es wurde vom Pazifikstaat Kiribati ausgerufen.

Bush, dessen Amtszeit als Präsident in wenigen Tagen endet, hatte bereits 2006 ein rund 363.000 Quadratkilometer großes Gebiet im Pazifik nordwestlich von Hawaii zum Schutzgebiet erklärt.

Wie die Washington Post berichtete, spiegelt die Entscheidung kurz vor dem Amtswechsel am 20. Januar den "widersprüchlichen Kurs" Bushs im Umweltschutz wider.

Auf der einen Seite habe er in seiner achtjährigen Amtszeit bindende Obergrenzen beim Ausstoß von Treibhausgasen abgelehnt und Meeresgebiete vor den US-Küsten für die Ölförderung geöffnet. Andererseits habe Bush am Ende seiner Amtszeit mehr Meeresschutzgebiete geschaffen als jeder andere Politiker in der Geschichte.

Wie die Zeitung weiter berichtete, habe Vizepräsident Richard Cheney die Einrichtung der maritimen Reservate abgelehnt. Bushs Entscheidung schaffe einen "gefährlichen Präzedenzfall". So müssten demnächst selbst Hobbyfischer in den Schutzgebieten eine Sondergenehmigung für ihre Aktivitäten einholen. Bush habe sich aber über die Einwände seines Vizes hinweggesetzt, hieß es.

Wissenschaftler begrüßten die Ankündigung der Bush-Regierung. Die Schutzzonen seien für Forscher ein wichtiges "natürliches Labor" zum Verständnis der Ökosysteme der Meere, sagte Roger McManus von der Umweltorganisation Conservation International. Allerdings gelten nach seinen Angaben in vielen der entlegenen Inseln bereits jetzt gesonderte Naturschutzauflagen, Fischen sei vielerorts ohnehin schon untersagt. "Jetzt kommt es darauf an, welche Schutzmaßnahmen darüber hinaus ergriffen werden", sagte McManus.

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