Süddeutsche Zeitung

Naturkatastrophen:Seismologen warnen vor Vulkan auf Island

Lesezeit: 1 min

Vor vier Jahren legte ein Ausbruch des Eyjafjallajökull tagelang den europäischen Luftverkehr lahm. Nun brodelt es in Island erneut gefährlich, tief unter dem Vatnajökull-Gletscher. Ob es zu einer Eruption kommt, ist aber noch unklar.

Von Silke Bigalke

Code Orange. Bei isländischen Vulkanen bedeutet das: erhöhte Ausbruchsgefahr. Bereits seit Samstag werde am Bárðarbunga intensive seismische Aktivität gemessen, meldet das isländische Wetteramt. Der Bárðarbunga ist eines der größten Vulkansysteme Islands. Er liegt unter dem Vatnajökull, dem größten Gletscher der Insel, relativ weit entfernt von besiedeltem Gebiet. Es gebe starke Anzeichen dafür, dass sich das Magma im Innern des Vulkans bewege, teilt das Wetteramt mit. 800 Erdbeben wurden innerhalb eines Tages gemessen, am Montagmorgen das stärkste seit 1996. Damals war der Bárðarbunga zuletzt ausgebrochen.

Die Behörden setzten die Warnung deswegen auf die zweithöchste Stufe. Die höchste Stufe, Rot, bedeutet Ausbruch. Das Farbsystem soll die Luftfahrt darüber informieren, welches Risiko von einem Vulkan ausgeht. Vor vier Jahren sorgte die Asche des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull dafür, dass weite Teile des europäischen Luftraums sechs Tage lang gesperrt waren. Im Falle eines Ausbruchs könnte auch Asche aus dem Bárðarbunga zur Gefahr für Flugzeugtriebwerke werden. Dann käme es laut Wetterdienst darauf an, wie hoch die Asche geschleudert wird und wie groß die Partikel sind. Daneben dürfte die Windrichtung darüber entscheiden, ob der Flugverkehr beeinträchtigt wird. Bei Redaktionsschluss war nicht klar, ob es am Bárðarbunga tatsächlich zu einer Eruption kommt - oder ob das Magma erstarrt, ehe es die Oberfläche erreicht.

Bei einem Ausbruch könnte Lava das Eis schmelzen, das den Vulkan bedeckt, sagt die Seismologin Kristín Jónsdóttir. Überflutungen wären die Folge. Die Wassermassen könnten den Gletscherfluss Jökulsá á Fjöllum im Vatnajökull-Nationalpark hinunterstürzen und auch Touristenziele treffen. Die Polizei hat Straßen und Wege für Autos, Räder und Wanderer vorsorglich gesperrt. In Island breche statistisch gesehen alle fünf Jahre ein Vulkan aus, sagt Jónsdóttir. Die isländische Küstenwache hat bereits ein Beobachtungsflugzeug nach Hause beordert, das sie ins Ausland verliehen hatte.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2095378
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 20.08.2014
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.