Süddeutsche Zeitung

Asteroiden-Mission:Nasa-Sonde entdeckt Reste von Wasser auf dem Asteroiden Bennu

  • Nach einer zweijährigen Reise durch das Sonnensystem, ist die Nasa-Sonde Osiris-Rex an ihrem Ziel angekommen, dem Asteroiden Bennu.
  • Der würfelförmige Himmelskörper enthält molekulare Spuren, die auf Wasser hindeuten.
  • In einigen Wochen wird die Sonde den Asteroiden in weniger als zwei Kilometer Abstand umkreisen.

Von Patrick Illinger

Astrophysiker haben auf einem ungewöhnlichen Himmelskörper Spuren von Wasser entdeckt. Im lehmigen Gestein des Asteroiden Bennu ist die Nasa-Sonde Osiris-Rex auf Reste des wichtigsten Moleküls der Biologie gestoßen. Der komische Brocken ist fast 500 Meter breit, erstaunlich würfelförmig und zieht seine Bahn, anders als die meisten anderen Asteroiden, im inneren Bereich unseres Sonnensystems.

Die Sonde Osiris-Rex (für Origins, Spectral Interpretation, Resource Identification, Security-Regolith Explorer) hat den Asteroiden Bennu erst vor wenigen Tagen erreicht. Sie wurde vom US-amerikanischen Technologiekonzern Lockheed Martin gebaut und 2016 an Bord einer Atlas-Rakete ins All geschossen. Nach einem 2,2 Millionen Kilometer langen Flug positionierte sich Osiris-Rex am 3. Dezember in 19 Kilometer Abstand von dem Asteroiden.

Die Astrophysiker glauben, dass Bennu von einem größeren Brocken abgespalten wurde

Drei der Fernerkundungs-Instrumente an Bord wurden bereits auf das Forschungsobjekt gerichtet. Indem neben der normalen Lichtreflexion auch die Infrarotstrahlung sowie Wärmemuster aufgenommen wurden, konnten Moleküle nachgewiesen werden, die Sauerstoff und Wasserstoff enthalten. Solche Verbindungen vermuten die Astrophysiker überall in der lehmigen Struktur des Himmelskörpers. Sie schließen daraus, dass Bennu im Verlauf seiner bisherigen Existenz mit Wasser in Berührung gekommen ist. Vermutlich wurde Bennu einst von einem größeren Asteroiden abgespalten, und die heutigen Molekül-Reste sind ein Überbleibsel von Wasser auf dem mütterlichen Himmelskörper.

Der Fund ist nur der Beginn einer weiteren, ausgiebigen Erforschung des Asteroiden. Im Verlauf der Mission soll Osiris-Rex sogar mit einem Greifmechanismus gut 60 Gramm Gestein und Staub des Asteroiden aufsammeln und im Jahr 2023 zur Erde zurückbringen. Womöglich sind spätestens dann weitere Moleküle zu finden, die auf die Entstehung organischer Materie im frühen Sonnensystem hinweisen.

In den kommenden Tagen unternimmt Osiris-Rex mehrere Flugmanöver und nähert sich dem Asteroiden auf nur sieben Kilometer Abstand. Dabei soll dessen exakte Masse gemessen werden. Diese zu kennen, ist unter anderem wichtig, um für die Sonde eine passende Umlaufbahn im schwachen Gravitationsfeld des Asteroiden zu finden.

Am 31. Dezember soll Osiris-Rex zum menschengemachten Trabanten des Asteroiden werden und diesen in einem Abstand von weniger als zwei Kilometern umkreisen. Sofern das gelingt, wird es ein Rekord der Raumfahrt sein: Noch nie umrundete eine Sonde einen Himmelskörper derart nah. Währenddessen soll die Sonde auch eine geeignete Stelle an der Oberfläche suchen, an der später Gesteinsproben entnommen werden.

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Quelle:
SZ vom 12.12.2018/hach
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