Raumfahrt:Wie es mit der Mondrakete weitergeht

Raumfahrt: In den USA hatten sich am Samstag Fans versammelt, um gemeinsam den Teststart zu beobachten. Zu deren Enttäuschung hob die Rakete aber doch nicht ab.

In den USA hatten sich am Samstag Fans versammelt, um gemeinsam den Teststart zu beobachten. Zu deren Enttäuschung hob die Rakete aber doch nicht ab.

(Foto: MARCO BELLO/AFP)

Nachdem am Samstag auch der zweite Startversuch der neuen Nasa-Rakete gescheitert ist, suchen die Ingenieure nach den Ursachen der Probleme.

Von Marlene Weiß

Nach einem ersten gescheiterten Versuch am vergangenen Montag ist auch am Samstag nichts aus dem ersten, noch unbemannten Flug des Space Launch Systems (SLS) der Nasa in eine Mondumlaufbahn geworden. Und diesmal scheint die Sache ernster zu sein. Beim ersten Versuch, die Rakete mit flüssigem Wasserstoff zu betanken, war nur ein kleines Leck aufgetreten, das schnell abgedichtet werden konnte. Das Leck am Samstag mit noch ungeklärter Ursache erfordert jedoch offenbar größere Reparaturen.

Die Rakete soll zusammen mit der Raumkapsel Orion an ihrer Spitze dereinst Menschen zurück in eine Mondumlaufbahn bringen, von wo aus sie in einem Landefahrzeug der Firma Space-X den Erdtrabanten ansteuern sollen. Bislang verschlingt die Konstruktion des SLS im Rahmen der Artemis-Mission aber vor allem Milliarden Dollar und liegt Jahre hinter dem Zeitplan zurück - mit dem erneuten Scheitern am Samstag sind die Aussichten noch düsterer geworden.

Raumfahrt: Sieht gut aus, ist aber noch immer nicht startbereit: Die Rakete "SLS" mit Raumkapsel "Orion".

Sieht gut aus, ist aber noch immer nicht startbereit: Die Rakete "SLS" mit Raumkapsel "Orion".

(Foto: STEVE NESIUS/REUTERS)

Zunächst war noch von einem dritten Versuch an diesem Montag die Rede gewesen, aber in einer Pressekonferenz am Samstag erteilten Nasa-Vertreter diesem Plan eine Absage. "Das Leck am Montag war ein zu bewältigendes Leck", sagte Artemis-Manager Mike Serafin. "Das hier war nicht zu bewältigen." Neben dem Leck war auch der Druck in einer der Wasserstoff-Leitungen zu hoch. Woran das lag und ob es mit dem Leck in Verbindung steht, war zunächst noch unklar.

Das nächste Startfenster öffnet sich am 19. September

Starts des SLS sind wegen der Konstellation von Erde und Mond jeweils etwa zwei Wochen lang möglich und dann zwei Wochen lang ausgeschlossen. Das nächste Startfenster öffnet sich am 19. September. Aus heutiger Sicht erscheint aber ein Start vor Oktober fraglich. Zwar haben die Nasa-Ingenieure noch nicht entschieden, ob das aktuelle Leck direkt auf der Startrampe repariert werden kann oder ob dies im Montagegebäude erledigt wird. Die Startrampe hat den Vorteil, dass dort direkt bei Tiefsttemperatur getestet werden kann. Repariert man im Montagegebäude, muss die Rakete erst wieder auf die Startrampe gerollt werden, um zu prüfen, ob die Leitungen nun einer Betankung mit flüssigem Wasserstoff bei minus 253 Grad Celsius standhalten oder nicht.

Allerdings muss das SLS wohl ohnehin eine Runde zum Montagegebäude drehen, weil bis zum nächsten Startfenster das Zertifikat des "Flight Termination System" abläuft. Das System soll dafür sorgen, dass die Rakete im Flug notfalls zerstört werden kann, falls sie beim Start zu weit vom Kurs abweicht. Findet der Start aber nicht innerhalb von 25 Tagen nach dem letzten Test statt, müssen die Batterien im Montagegebäude zurückgesetzt werden. All das trägt zur Verzögerung bei - mal abgesehen davon, dass noch nicht klar ist, was überhaupt repariert werden muss.

An Bord von Orion sind keine Menschen, aber diesmal unter anderem zwei Puppen: Zohar und Helga. Wenn der Start vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral aus irgendwann gelingt, soll das Raumschiff den Mond umkreisen. Etwa 40 Tage später soll es wieder zur Erde zurückkehren und im Pazifik landen.

In das Projekt mit deutscher und israelischer Beteiligung sind zusätzlich zur Nasa und der Europäischen Raumfahrtagentur Esa auch die Raumfahrtagenturen mehrerer anderer Länder involviert. Getestet wird, ob eine in Israel entwickelte Schutzweste besonders einen weiblichen Körper effektiv vor gefährlicher Weltraumstrahlung schützen kann. Eigentlich sollten bis 2024 wieder US-Astronauten auf dem Mond landen, erstmals auch eine Frau. Dies ist mittlerweile frühestens für 2025 geplant.

Anders als die Konkurrenzrakete Starship der privaten Raumfahrtfirma Space-X ist das SLS nicht wiederverwendbar, sowohl die seitlich angebrachten Booster als auch die leuchtend orange erste Raketenstufe lösen sich wenige Minuten nach dem Start ab und stürzen ins Meer. Auch das macht das System ungleich teurer als das Starship von Space-X, das in den kommenden Monaten erstmals in eine Erdumlaufbahn starten soll. Ein SLS-Start kann je nach Rechenweise mehrere Milliarden Dollar kosten.

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