Namensvettern:Nur Jesus oder auch Christus?

Verschwörungsgeschichten sind nun mal spannend. Deshalb kann James Cameron, Regisseur von Titanic, mit seinem Dokumentarfilm über das angebliche Grab Jesu noch immer für Aufregung sorgen.

Maike van Schwamen

James Cameron fiel noch nie durch Bescheidenheit auf. Der kanadische Regisseur von Terminator und Titanic mag es gigantisch.

Seit Ende Februar verursacht er mit einem Dokumentarfilm über die Entdeckung eines angeblichen Jesus-Grabes Aufregung.

Nach einer verschwörerisch inszenierten Pressekonferenz hagelte es Kritik. Fachleute sind sich einig, dass die Behauptungen von Produzent Cameron und seinem Regisseur Simcha Jacobovici wissenschaftlich unhaltbar seien.

Einziger Zweck der Geschichte sei Geldmacherei. Am Karfreitag ist der Film "Das Jesus-Grab" auf Pro Sieben zu sehen.

Es ist kein neuer Fund, um den so viel Aufhebens gemacht wird. Schon 1980 wurde das besagte Grab bei Bauarbeiten in Jerusalem entdeckt. Archäologen bargen zehn etwa 2000 Jahre alte Ossuarien, Gebeinurnen, von denen sechs mit Namen versehen waren.

Übersetzt lauten die Inschriften, so die weitgehend einstimmige Meinung von Archäologen: Jesus, Sohn des Joseph; Mariamne alias Mara; Juda, Sohn des Jesus - sowie Maria, Matia und Yose.

Die Namen wurden katalogisiert, die Gebeine anonym wieder vergraben. Die Knochenkästen lagerten in der israelischen Antiquitätenbehörde von Bet Schemesch, wo sie niemanden mehr interessierten. Bis der kanadische Dokumentarfilmer Jacobovici auf sie stieß.

Obwohl es sich bei den meisten der Inschriften um gängige Vornamen im Palästina des 1. Jahrhunderts handelt, halten die Kanadier die Kombination für den Beleg, dass es sich um das Familiengrab Jesu handeln müsse, und der Heiland folglich ohne Gebeine in den Himmel aufgefahren sei.

Mit dubiosen Argumenten gegen die Zweifel

Um ihren Thesen einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben, rufen sie zahlreiche Experten auf den Plan - so viele, dass man den Eindruck gewinnt, ihre Aussagen sollten von zentralen Fragen ablenken.

Angesehene israelische Archäologen dürfen Zweifel äußern, doch die werden umgehend mit dubiosen Argumenten vom Tisch gewischt. Unbequeme Beweisführungen treten die Filmemacher gar nicht erst an, ihr Film steht auf einem wackligen Gerüst aus Spekulationen.

Im Jesus-Grab wird viel über alte Steine gestreichelt. Daneben verlebendigen Spielszenen, die Maria Magdalena und Jesus als schöne Menschen zeigen, die wundersamen Thesen: Diese Ostergeschichte, die mit Vorsicht zu genießen ist, besitzt Unterhaltungswert.

Letztlich sind Verschwörungsgeschichten nun mal spannend. Pro Sieben macht auch direkt weiter: Was wäre, wenn Jesus seine Kreuzigung überlebt hätte, fragt die nachfolgende Doku Galileo Mystery: Die Jesus-Verschwörung.

Am späten Karfreitagabend darf der Heiland dann endlich am Kreuz sterben - von Mel Gibson blutig in Szene gesetzt.

Das Jesus-Grab, Pro Sieben, Karfreitag, 17.25 Uhr.

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