Süddeutsche Zeitung

Nach der Katastrophe von Fukushima:Japan fährt ersten Atomreaktor hoch

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Aktivisten versuchten alles, damit das AKW Oi vom Netz bleibt - doch vergeblich: Zum ersten Mal seit der Katastrophe von Fukushima hat Japan wieder einen Atomreaktor in Betrieb genommen. Ein zweiter soll bald folgen.

Hunderttausende gingen am Freitag gegen Atomkraft auf die Straße, mehrere hundert Aktivisten blockierten bis zuletzt die Zufahrtsstraße zu den Reaktoren von Oi, doch vergeblich: In Japan werden zum ersten Mal seit dem Super-GAU von Fukushima wieder Atomreaktoren hochgefahren.

Der Kraftwerkbetreiber Kansai Electric begann am Sonntagabend damit, zunächst den Reaktor 3 des Atomkraftwerks im Westen des Landes wieder anzufahren, Reaktor 4 soll ebenfalls bald wieder in Betrieb genommen werden.

Seit Anfang Mai dieses Jahres waren alle 50 einsatzfähigen Meiler in Japan abgeschaltet, die Gemeinden und Provinzregierungen wehrten sich aus Sorge um die Sicherheit dagegen, die Reaktoren wieder hochzufahren. Das Gesetz aber verlangt die Einwilligung der "lokalen Behörden" für das Anfahren eines abgeschalteten Reaktors.

Japan erzeugte seinen Strom stattdessen mit Thermalkraftwerken. Doch die Atomindustrie war zu übermächtig. Immer wieder warnte sie vor Stromausfällen im Sommer und den Folgen für die Wirtschaft, insbesondere in der Industrieregion um die Stadt Osaka. Auch die Zentralregierung in Tokio drängte immer wieder auf Inbetriebnahme der Akws.

Schließlich gaben die Provinzbehörden nach und willigten ein. Vor zwei Wochen beschloss die japanische Regierung dann, die Reaktoren 3 und 4 des Kraftwerks Oi nach Sicherheitsüberprüfungen wieder anzufahren.

Das geschieht nun gegen heftigen Widerstand von der Straße: Schon am Freitag protestierten in Tokio 150.000 Menschen vor Nodas Amtssitz, Samstagnacht demonstrierten 650 Aktivisten vor dem Kraftwerk von Oi. 200 Menschen blockierten noch am Sonntag die Zufahrt zu den Meilern. "Nein zum Hochfahren", riefen die Demonstranten, während sie mit Trommeln ihrer Forderung Gehör zu verleihen versuchten.

Bis zum 8. Juli soll Reaktor 3 wieder voll in Betrieb sein. Er versorgt die westjapanische Industrieregion um die Großstadt Osaka mit Strom. Vor dem Unglück von Fukushima hatte Japan etwa ein Drittel seines Stroms aus Atomkraft bezogen. Infolge der Katastrophe wuchs die Ablehnung der Atomenergie jedoch deutlich.

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